Region 13
Bayerischer Wald, Unterbayern, Oberbayern, Chiemgau


Reise zur Anderswelt im Starnberger See
ein Erlebnisbericht
Renate Fuchs-Haberl
www.wildmohnfrau.at


Mit strahlendem Sonnenschein empfing uns der Starnberger See mit seiner Roseninsel an diesem 13. Juli 2013. Auch wenn dieser 13. „nur“ auf einen Samstag fiel, so war uns Frau Percht doch mehr als hold auf dieser Wanderung entlang ihrer alten Pfade und zu ihren heiligen Plätzen rund um den Starnberger See.

Mit fundiertem, matriarchalem Wissen begleitete uns Gisela Lässig durch den Tag und ließ uns auf diese Art und Weise Anteil haben an ihren Forschungen für die Abschlußarbeit der Akademie HAGIA. Eine interessierte und aus allen Richtungen kommende Frauenrunde war Gisela’s Ruf an den Starnberger See gefolgt. Gisela’s Mann Michael hatte die Zügel unseres modernen Perchten-Konvois fest in der Hand und so kamen wir problemlos von Ort zu Ort.

Am „heiligen Stein von Percha“ erläuterte Gisela uns zu Beginn die grundlegenden Prinzipien der matriarchalen Spiritualität und warum dieser Stein ein Kreuz auf seinem Haupte tragen muß. Als Zeichen der Verbundenheit mit Mutter Erde nahmen wir sie in Gestalt des Steines in unsere Mitte und spürten still unserer Verbindung nach.

Von der Würm als einziger Abfluß des Sees berichtete Gisela und daß eines der Frauengräber aus der Bronzezeit, welche auf den Würm-Terrassen gefunden wurden als „Grab der weisen Frau“  davon erzählt, daß die Frauen in dieser Zeit hoch geachtet wurden.

An den Pfahlbausiedlungen von Kempfenhausen, von denen nur noch Reste unter Wasser zeugen,  vorbei fuhren wir weiter nach Berg, an die Ostseite des Sees mit den steilen Nagelfluhwänden. Viele Sagen und Mythen gibt es von der Nordseite des Sees, eine berichtet auch über die Wettermagie der „Drei wilden Fräulein“ von Berg. Rund um den See und weit darüber hinaus wurde Frau Percht früher verehrt und die Ortsbezeichnung Perchting hat sicherlich nichts mit einem männlichen, keltischen Würdenträger zu tun, wie uns die patriarchale Namensforschung weis machen will.

Die Stechmücken umschwirrten uns hier im Wald in eindeutiger Art und Weise und zügig ging unsere Wanderung deshalb weiter an das idyllische Ostufer des Sees. Dort verlangte nun auch unser Körper nach sinnlich-stärkender Nahrung, geschützt von einer mächtigen Esche ließen wir uns deshalb am Ufer des alten Würmsees nieder.

Davon, daß die „Münchner Sagen“ ihrer Kindheit mit der Weihnachtslebkuchenform der „Drei Bethen“ als Titelbild einer der Beweggründe für diese Forschungsarbeit waren, erzählte Gisela uns während der Mittagspause neben vielen weiteren landschaftsmythologisch interessanten „Gustostückerln“.

In den Sümpfen des nördlichen Gebiets des heutigen Starnberger Sees fanden die Menschen des Alten Volks ein Rückzugsgebiet, als das Christentum mit immer mehr Gewalt die Christianisierung vorantrieb. Doch nicht nur Gewalt kam mit den Mönchen, sondern auch iro-keltische Kultelemente, wie z.B. die Göttin Brigid mit den „bayrischen“ Landesfarben weiß-blau und der Raute als altes Symbol für die Leben schenkende Vulva der Göttin.

Von unserem lauschigen Picknickplatz unter der mächtigen Esche konnten wir bereits dorthin blicken, wohin bald auch unsere landschaftsmythologische Reise weitergehen sollte: zur Roseninsel im Starnberger See.

Mit weiblichem Verhandlungsgeschick gelang es uns, für die ganze Gruppe einen Platz auf der Fähre zur Roseninsel zu bekommen. In zünftiger Lederhose führte uns ein bayrischer „Heros“ hinüber zur Roseninsel, welche erst seit ca. 100 Jahren so heißt. Früher wurde sie als „Innere und äußere Wörth“ bezeichnet und zeugt damit davon, daß die Roseninsel immer schon eine bedeutsame Insel war.

„Avalon“ ist uns bekannt als die Anderswelt der Göttin auf der Insel und hinter den Nebeln. Doch wir müssen nicht nach England zu reisen, um eine Insel-Anderswelt besuchen so können, so wurde uns durch die fachkundigen Erklärungen von Gisela immer mehr bewußt. Denn auch die Roseninsel war über lange Zeit eine solche Anderswelt-Insel, wie die archäologischen Funde und das Symbol des „Wurms“, des alten Schlangennamens, als Namensgeberin für den See bekunden.

Dorthin, wo die Pfahlbauten sind befinden, führte uns Gisela, um uns über die „Münchshöfener Kultur“ und die Keramikfunde auf der Roseninsel zu erzählen. Schon im 8. Jahrhundert wurde hier eine Kirche erbaut und zeugt damit von der frühen Christianisierung dieses matriarchalen Ortes der Anderswelt. Auch mit einer so genannten Wallfahrt wurde dieser bedeutsame Kultplatz im christlichen Sinne unschädlich gemacht.

Nach Holzhausen blickten wir hinüber. Dorthin, von wo aus aufgrund der erhöhten Lage die Gestirne beobachtet werden konnten. Von Fräuleins, die einen Kessel gehütet haben, dessen Feuer nun leider ausgegangen ist, hörten wir ebenso und daß eine von ihnen eine „Schwarze mit Kohlen“ gewesen war.

Mit einem Sagenbuch bedanken wir uns bei Gisela für die sachkundige Führung und diesen wunderbar gelungenen Tag. Der Rückweg über die Insel führt uns noch in die Ausstellung im Rosengarten, wo die Funde der Insel erklärt werden.

Reich erfüllt mit neuen landschaftsmythologischen Informationen, kraftvollen Frauenspuren und dem Impuls, noch mehr erfahren zu wollen über dieses zauberhafte Stück Muttererde mache ich mich auf die Heimreise ins Salzburger Land. Im Gepäck ein ganz herzliches „Grüß Göttin“ von der Frau Percht des Starnberger Sees für ihre Schwestern und Töchter hier auf Salzburger Mutterboden.

Renate Fuchs-Haberl
www.wildmohnfrau.at