Region 13
Bayerischer Wald, Unterbayern, Oberbayern, Chiemgau
Der Schalenstein bei Saldenburg
Ein ganz besonderer Stein
von Daniela Parr
Ich bin schon ganz gespannt auf den Schalenstein, von dem ich ein Foto in Heide Göttner-Abendroths Buch gesehen habe. Auf dem Bild sitzen drei Frauen in den Schalen des Steins.
In einer Beschreibung, die ich im Internet gefunden habe lese ich, dass der Stein sich westlich der Saldenburg im Wald befinden soll. Deshalb schaue ich mir im Westen der Burg sämtliche Steine an, die dort im Wald liegen. Laut Beschreibung ist der Schalenstein über vier Meter hoch und es soll nur mit Hilfsmitteln möglich sein,
hinaufzusteigen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich schon mehrere Steine fotografiert, aber auf keinen scheint die Beschreibung zuzutreffen. Die Wegbeschreibung scheint eine Fehlinformation zu sein.
Auf einer anderen von mir ausgedruckten Landkarte ist der Stein nördlich der Burgruine eingezeichnet. Ich unternehme einen letzten Versuch und laufe vom Parkplatz der Burg aus geradeaus weiter in den Wald. Dieser zweite Hinweis erweist sich als der richtige.
Als ich um die
nächste Ecke komme, ragt ein großer Stein vor mir in die Höhe. Schon beim Anblick der Rückseite ist mir klar: dieser Felsen muss es sein. Auf der anderen Seite finden sich tatsächlich die beschriebenen und abgebildeten Schalen, die in echt noch schöner wirken als im Buch.
Leider ist es nicht möglich, ohne eine Leiter auf den Stein zu steigen. Auch mit einer Räuberleiter funktioniert es nicht. Der Stein schützt sich dadurch, dass es keine Trittstufen zum Hinaufsteigen gibt. Frauen, die oben sitzen wollen, müssen tatsächlich eine Leiter mitbringen.
Selbst von unten lässt sich erahnen, dass es eine sehr kraftvolle Erfahrung sein muss, auf dem Stein in den großen Schalen zu sitzen. Ich kann mir gut vorstellen, dass hier sowohl Geburten stattgefunden haben, als auch die Kinder in der großen Schale gewaschen worden sind.
Der Ort selbst strahlt eine intensive Ruhe aus. Es ist wunderschön, hier zu verweilen und den Stein zu berühren. Die Steinahnin wirkt auf mich wie eine weise alte Großmutter, die aus vielen Epochen etwas zu erzählen hat.
Daniela Parr