Region 12
Lech, Bodensee, Allgäu
Hohentwiel
Magische Plätze der Umgebung
Daniela Parr
Petersfels bei Engen
Etwas außerhalb von Engen liegt der sogenannte Petersfels. Auf einer Landkarte wird er vollmundig als "Eiszeitpark Engen" angekündigt. Wir erwarten daher einen großen Parkplatz und einen umzäunten Park mit Kassenhäuschen und Öffnungszeiten.
Unser Navi leitet uns auf einen Feldweg ohne jegliche Beschilderung. Da wir stark daran zweifeln, dass dies der richtige Weg ist, fahren wir zur anderen Seite des Dorfes, von wo aus es auch einen Zugang geben soll. Dieser Weg führt durch Engen hindurch in Richtung Bittelbrunn. Der Name des Ortes Bittelbrunn leitet sich offensichtlich von den drei Bethen ab. In der Petersfelsstraße finden wir allerdings auch keinen Wegweiser. Zwei Frauen bestätigen uns letztlich, dass der Feldweg am Ortsende zu dem von uns gesuchten Felsen führt.
Der Weg führt steil bergab ins Brudertal. Hinter einer der nächsten Kurven liegt der Petersfels plötzlich in der Abendsonne vor uns. Zu solch später Stunde sind wir die einzigen, die hier noch unterwegs sind. Der Anblick des Felsen mit der Höhle darin beeindruckt uns sehr.
Der Ausdruck "Eiszeitpark" ist zum Glück eine glatte Übertreibung. Es gibt weder einen großen Parkplatz, noch eine Umzäunung. Vor der Höhle wurde ein Moor künstlich angelegt, um die Vegetation der späten Eiszeit nachzuahmen. Schilder informieren über das Leben der Menschen in der Steinzeit. Wir lesen unter anderem etwas über die damalige Nahrung und die in der Steinzeit verwendeten Heilkräuter. Leider sind neben den Erläuterungen ausschließlich Männer abgebildet. Die Steinzeit wirkt auf diesen Darstellungen wie ein frauenfreies Zeitalter.
Ein zick-zack-förmiger Weg führt oberhalb des Petersfelsen den Hang hinauf. Wir steigen auf den Felsen und genießen die idyllische Aussicht entlang des Brudertals. Hier sollen in der Eiszeit einmal im Jahr große Rentierherden durchgezogen sein. An der Engstelle des Petersfelsen wurden sie von den damaligen Menschen gejagt. Es darf dabei jedoch nicht übersehen werden, dass ein Großteil der Nahrung von den Frauen durch das tägliche Sammeln von Beeren, Früchten und Pilzen bereitgestellt wurde.
Die Höhle unten im Petersfels ist nicht sehr tief und an diesem Abend voller kleiner Mücken. Das Schlupfloch vorne im Felsen wirkt wie ein Fenster.
Ganz in der Nähe befindet sich noch eine zweite Höhle, die Gnirshöhle. Sie ist durch ein Gitter verschlossen und kann nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden.
Gegenüber der Höhle im Petersfels sitzt die im Jahre 2010 angefertigte lebensgroße Nachbildung der "Engener Venus" auf einem großen Stein. Im Original ist sie drei Zentimeter groß und aus schwarzem Gagat. Die in der Höhle bei einer Grabung gefundene Frauen- bzw. Göttinnen-Darstellung wurde in der Größe einer normalen Frau aus Kalkstein nachgeformt und auf diesem Felsen postiert. Es wirkt, als ob die weiße Göttin in ihr Tal hineinblickt. Wir umstreifen diese wundervolle Frauenfigur mehrfach und fräuen uns an ihrem erhabenen Anblick in der Abendsonne.
Die Gegend um den Petersfels ist auch mit der Schwarzwaldbahn sehr gut zu erreichen (siehe unten). Vom Bahnhof in Engen aus sind es zirka 4 km zu Fuß zum Petersfels und zur weißen Göttin auf dem Felsen.
Daniela Parr