Weiter findet sich in der Sage eine Namensmagie, dass ein Wesen die Menschen
verlassen muss, wenn es erkannt wird, in dem es richtig benannt wird. Das
Göttlich-Heilige bleibt wild und darf nicht benannt werden, weil es sonst zu
klein gemacht wird und dem menschlichen Bewußtsein untergeordnet wird. Hier ist
es "Gertrüdle", was schließen lässt, dass es sich vielleicht um eine Trute/Drude
handelt. Truden sind weibliche Nachtgeister, die drücken. In anderen
Erzählformen sind es Frauen, die in der Wildnis aufwachsen und so lange treu bei
den Menschen leben, bis sie zurück in ihre Welt gerufen werden. Sie werden mit
buschigen Augenbrauen beschrieben, die über der Nase zusammenwachsen. In den
Tiroler Sagen geschieht der Rückruf oftmals dadurch, dass ihnen der Tod eines
Verwandten mitgeteilt wird und die Trude dessen Stelle einnehmen muss. Die Trude
kann als dämonisierte Aspekt der Göttin Diana/Tanna (Artemis) angesehen werden.
Diese war für den Schutz der Kinder zuständig. Die Mondsichel war ihr Symbol. Es
wurde als Schutzzeichen in viele Kinderwiegen geschnitzt.
Der Bezug zu "Gertrüdle" ist auch in anderer Hinsicht bewußt gewählt. Mit dem Gertrudentag, 17. März, beginnt die Arbeit des Gärtners ("Gertraud den Garten baut") In der Verehrung der Gertrud, die dem Garten Schutz und Fruchtbarkeit schenken soll, schwingt die Frühjahrsgöttin (Ostara, Nerthus) mit.
Höhlen und Wölbungen in den Fels sind ein Zugang zum Leib von Mutter Erde und zu den Ahninnen. So ist damit auch immer ein In-Verbindung-Treten/Kommunikation mit Wesenhaftem möglich, Seelen kommen aus der Mutter und gehen in das Numinose der Mutter zurück. Vergleichen kann man dies mit dem Schöpfen von Wasser - das Vorbild für jede Schöpfung und jedes Geschöpf.