Region 12
Lech, Bodensee, Allgäu

Wanderung: Keltenschanze, Höhle, Alpsee, Israelit
Daniela Parr


An einem der Abende machen Elisabeth und ich uns zusammen mit Gudrun auf den Weg zum Alpsee. Wir haben die Fahrräder dabei, aber die Strecke ist genau so gut als Tageswanderung machbar.

Wir starten von Füssen aus in Richtung Lechfall. Auch heute sind wir wieder beeindruckt von der Kraft des rauschenden Wassers. Da es schon etwas später ist, sind nur noch wenige Touristen unterwegs. Unser weiterer Weg führt uns noch eine ganze Weile an der Hauptstraße entlang und vorbei am Baumkronenweg. Schließlich passieren wir die ehemalige Grenze zwischen Deutschland und Österreich, die nur noch am ehemaligen Grenzhaus zu erkennen ist.

Aus dem Weißhaustal biegen wir in einen Waldweg hinauf zum Kratzer ab. Der Weg mit den großen Pflastersteinen ist ein alter Handelsweg. Wir müssen unsere Fahrräder ganz schön stramm schieben. Elisabeth weiß zu berichten, dass die Menschen hier früher auf von Eseln gezogenen Karren Güter transportiert haben. Wenn wir uns die Steigung und die Kurven anschauen, muss das sehr gefährlich gewesen sein.

Nach einiger Zeit verlassen wir den Wald und fahren auf einem Feldweg zwischen Weißhaus und Unterpinswang an malerischen Wiesen entlang. Wir stellen unsere Fahrräder an einer ehemaligen Keltenschanze ab. Ihr Wall ist an allen vier Seiten erhalten.

Gegenüber liegt das "Schloss Loch". Wir erklimmen es auf einem steilen Pfad. Elisabeth erzählt uns, dass auch der Name "Rott Loch" gebräuchlich ist. Sie meint, dass es sowohl von verrottet herrühren kann, als auch von der Farbe rot abgeleitet sein kann oder von Rotte=Sippe. Das Schloss Loch liegt oberhalb der Via Claudia Augusta, einer alten Römerstraße, die über Jahrtausende als Alpenübergang und Handelsweg benutzt worden ist. Im Mittelalter wurde das Schloss Loch stärker befestigt. Es gehörte in dieser Zeit zu den "Vorwerken" der Burg Ehrenberg bei Reutte, um eine vor die Burg vorgelagerte Verteidigungsmöglichkeit zu haben.

Als wir oben am Schloss Loch ankommen, eröffnet sich uns der Blick auf eine große Höhle in den Farben der Göttin: weiß - rot - schwarz. Um die Höhle herum und in ihrem Inneren finden wir mehrere Schälchensteine, die wir mit Wasser füllen. Elisabeth erzählt uns, dass die Menschen in der Jungsteinzeit hier in der Höhle gewohnt haben. Wir können uns das gut vorstellen, da die Höhle im Vergleich zu anderen Höhlen nicht sehr tief ist. Somit kann sich innen keine Feuchtigkeit entwickeln und vor Regen schützt sie allemal.

Vor der Höhle entdecken wir auch die kürzlich restaurierten Mauerreste der mittelalterlichen Befestigung. Gegenüber steht ein interessantes Kunstobjekt: ein gebogener Spiegel mit der Aufschrift "Zu viel Demut ist Hochmut". Dieser wurde im Zuge einer Kunstaktion hier platziert.

Bei wundervollem Ausblick auf das Lechtal genießen wir unsere mitgebrachten Vesperbrote und Obst. Danach steigen wir weiter den Berg hinauf und müssen unsere Räder mal wieder schieben. Elisabeth erzählt uns, dass es sich hier um einen alten Schmugglerweg handelt. Bergab kommen wir mit den Rädern schnell voran und haben gar nicht bemerkt, dass wir wieder die Grenze zwischen Österreich und Deutschland, diesmal in die andere Richtung, passiert haben.

Im Tal erstreckt sich der Alpsee. Durch die Schneeschmelze steht das Wasser ziemlich hoch und wir müssen mehrfach durch kleine Bächlein radeln, die den Wanderweg kreuzen. An einer Stelle haben wir trotz des Hochwassers einen tollen Blick auf Schloss Hohenschwangau. 

Noch ein Stück weiter kommen wir zum Israelit. Elisabeth Wintergerst hat ihn in ihrem Buch über den Säuling beschrieben. Obwohl der Weg beschildert ist, hätte ich nicht so schnell mit der Felsformation gerechnet. Überraschend taucht sie hinter der nächsten Ecke auf. Elisabeth erklärt uns, dass es sich hier um einen ganz alten Kultfelsen handelt und dass der Name des Felsens sich vermutlich von Litos (= Stein) ableitet. Auf dem Weg entlang der Felsformation finden sich zwei Schilder: "Israelit Anfang" und "Israelit Ende". Da kann sich wirklich keine verlaufen.

Da Elisabeth noch einen Termin hat, verlässt sie uns in Richtung Füssen. Gudrun und ich bleiben noch ein wenig am Israelit und genießen die Abendstimmung.

Der Weg zurück führt uns über viele Brücken. Die meisten sind aus Holz und einige sogar aus Stahl. Der Wanderweg um den Alpsee ist sehr gut ausgebaut. An einer Stelle müssen wir inklusive unserer Räder durchs Wasser waten, um weiterzukommen.

Wir erreichen nun die Gegend der zwei Schlösser Hohenschwangau und Neuschwanstein, die sich beide im schönsten Abendrot präsentieren. Der Tourismus treibt hier wilde Blüten.
An der Hauptstraße überrascht uns der "Königliche Imbiss". Dort wird unter anderem "königliche Currywurst" serviert.

Leider ist es schon zu spät, um den Schwansee anzuschauen, der direkt am Weg nach Füssen liegt und über einen lauschigen Waldweg zu erreichen ist.
Angesichts der späten Stunde folgen wir der Hauptstraße. Dort stoppen wir an der ehemaligen Kalkbrennerei. Zuerst trauen wir uns nicht, das Tor zu öffnen, da wir eine Kuhweide durchqueren müssen, um dorthin zu gelangen. Ein Schild am Tor fordert uns jedoch ausdrücklich auf, genau das zu tun. Der Trachten- und Heimatverein Schwangau hat an dieser Stelle einen hier ausgegrabenen Kalkofen aus dem frühen 20. Jahrhundert rekonstruiert. Schon in früheren Zeiten wurde gebrannter Kalk zur Herstellung von Mörtel, Putz und Farbe verwendet.

Erfreulicherweise befinden wir uns nun schon kurz vor Füssen. Müde, erschöpft und glücklich verabschieden wir uns an der Fußgängerbrücke über den Lech. Die letzten Sonnenstrahlen des Tages haben wir wirklich optimal genutzt.

Daniela Parr