Vermutlich hängt das damit zusammen, dass früher nicht in den
12 Kalendermonaten gerechnet wurde, sondern in den 13 Mondmonaten des
Jahres.
Der 13. Monat war der Monat, in dem auch die Sonne von ihrem
tiefsten Stand wieder in die Aufwärtsbewegung übergeht. Vermutlich wurde
nun dieser 13. Monat mit großen Ritualen begonnen und auch beendet. Den
Anfang des Mondmonats bilden die Bärbele- und Kloasatreiben und das
Ende dieses Monats das Drei-Königs-Fest. Da der Mondkalender aus dem
Gebrauch gekommen ist, wurden die Feier- und Festage von Anfang und Ende
des Transformations-Monats nicht mehr am Mondstand orientiert, sondern
auf feste Termine gelegt.
Wie so oft haben wir auch christliche Feste mit einer starken
Mythologie in der Nähe: St Barbara, St. Nikolaus und Maria Empfängnis.
Maria wird schwanger mit dem Jesuskind. Doch eigentlich ist das ein
neues Jahr, das da bereits im Dunklen und Verborgenen beginnt. Denn auch das Kirchenjahr endet mit dem Totensonntag und beginnt mit dem 1. Advent.
In keiner Zeit im Jahr werden in den Alpen so viele Bräuche
gepflegt wie in diesem Monat. Die Dunkelheit, die Angst und das
Ungewisse haben das ihre dazu beigetragen, in einen engen Kontakt mit
der Natur zu gehen um gute Vorzeichen für das kommende Jahr zu suchen.
Ein weiteres Relikt des 13. Monats ist es, dass früher an vielen Orten
im Allgäu zwischen dem Totensonntag und Weihnachten keine Ehen
geschlossen wurden. Denn die Energie von Verwandlung passte wohl nicht
so richtig mit einer Hochzeit zusammen.
Der 13. Monat wurde regelrecht geächtet. Die Zahl 12 wurde zur heiligen Zahl erklärt und die Zahl 13 zur Unglückszahl. Die Verdrängung der 13. Mondmonats ist bildhaft im Märchen "Dornröschen" beschrieben. Die 13. Fee, analog der 13. Monat ist nicht mit zur Geburt (des Kindes, anlog dem neuen Jahr) eingeladen. Die 13. Fee, die eigentlich die Transformation und Verwandlung bringen soll, wird zur Todesbotin. Aber der Spruch der 13. Fee kommt nicht am Schluss. Und der Tod wird deswegen von der letzten Fee, die noch einen Wunsch übrig hat, in einen hundertjährigen Schlaf abgeschwächt.
Einen wichtigen Hinweis auf die weibliche Kultur in alter Zeit gibt uns auch das Ötztal. Im Ötztal gibt es DIE Kl'as, sie ist eine überaus geheimnisvolle, strahlend weiße Frau, die in der Begleitung des Nikolaus auftritt. Das Wort Nikolaus wird im Dialekt zu Kl'as verkürzt, was ähnlich wie Glas gesprochen wird. Glas hat den gleichen Wortstamm wie Glanz und entspricht dem lateinischen perata = strahlend, glänzend, was wiederum die Göttin Percht beschreibt. Die Göttin Percht hat also zwei Erscheinungsweisen: die schöne Percht (die Kl'as, in der Vermännlichung der Kl'as) und die wilde Percht, das Bärbele, (in der Vermännlichung der RupPRECHT = die rauhe Percht).