Region 11
Fichtelgebirge, Franken, Altmühltal

Oberpfalz

Felsen und Höhlen
Daniela Parr


Breitensteiner Bäuerin

Die Breitensteiner Bäuerin ist eine von Gisela Graichen in ihrem "Kultplatzbuch" beschriebene Kulthöhle im Landkreis Sulzbach-Amberg. Da sie im Berg Schelmbachstein liegt wird sie auch Schelmbachsteinhöhle genannt.

Vom Parkplatz aus laufe ich auf einem schmalen Pfad den Berg hinauf. Obwohl ich genau Angaben habe, wo sich die Höhle befindet, sehe ich sie erst, als ich nur wenige Meter davorstehe. Der Höhleneingang besteht aus einem vulvaförmigen Längsschlitz im Boden, der in der Mitte von einem Steinsteg überspannt wird. Es wirkt, als ob der Steg den Spalt zusammenhält. Die Öffnung ist mit einem Holzgitter abgezäunt, damit niemand aus Versehen hineinfallen kann.

Ein Einstieg  in die Höhle ist nur durch Abseilen in die 12 Meter tiefer gelegene Cramerhalle möglich. Über einen Verbindungsgang geht es weiter zum Vollrathschacht, in dem noch einmal 25 Meter zu überwinden sind bis zur Muskathalle. Das Innere der Höhle weist eine Ganglänge von 230 Meter auf. Bis ganz nach unten ist eine Höhendifferenz von 44 Metern zu überwinden, was nur geübte Klettererinnen mit der entsprechenden Ausrüstung schaffen können.

Als ich durch den Spalt nach unten schaue, sehe ich dass ein paar Sonnenstrahlen auf das erste Plateau fallen. In 12 Metern Tiefe wurden zahlreiche Menschenknochen und insgesamt 16 Schädel gefunden. Aus den Angaben in der Literatur schließe ich, dass es sich hier um ein Sippengrab handelt, in das die Knochen bzw. Schädel einer Gemeinschaft von Menschen gebracht wurden. Diese Kulturen haben ihre Toten erst einmal bestattet, um schließlich nach mehreren Jahren die Gebeine ihrer Angehörigen noch einmal umzubetten und in ein gemeinsames Grab zu bringen.



Neutrasfelsen bei Neutras


Auch der Neutrasfelsen wird von Gisela Graichen in ihrem "Kultplatzbuch" beschrieben. Ein weiterer Name der Steinformation ist Bettelküche. Dem Volksglauben nach machen die drei Bethen dort oben auf dem Felsen das Wetter für die Region und im übertragenen Sinn bestimmen sie dort auch über die Geschicke der Menschen.

Der Weg nach Neutras führt über eine schmale Straße, auf der mir zum Glück nur wenige Autos entgegen kommen. Schon vor dem Ort schaut der Felsen mit der auffälligen Form oben aus dem Wald heraus. Im Ort selbst gibt es keinen direkten Weg zum Felsen, sondern nur außen herum. Ich folge ein kurzes Stück dem Wanderweg in den Wald und klettere dann den Berg hoch zum Neutrasfelsen. Die letzten Meter sind recht steil, so dass ich doch noch außer Atem komme.

Der Fels, der von unten so massiv aussah, teilt sich hier oben in mehrere kleinere Felstürme und wirkt regelrecht verspielt. An der Spitze des Felsen klettere ich in die verschiedenen Ecken und Winkel und genieße die großartige Aussicht ins Tal. Es macht Spaß, hier oben auf den Steinen zu stehen. Dabei komme ich mir vor wie auf der Brücke eines Schiffs. Die Atmosphäre hat etwas angenehm Lockeres und Leichtes.

Rings um den Neutrasfelsen herum wurden bei Ausgrabungen 3000 Jahre alte Keramiken gefunden. Es leuchtet mir sofort ein, dass schon unsere Vorfahrinnen an diesem markant aus dem Wald herausragenden Stein die Naturgöttinnen verehrt haben.

Auf dem Rückweg fällt mir auf, dass der Neutrasfelsen von allen vier Seiten eine komplett andere Ansicht bietet, fast so, als hätte er vier Gesichter.

Daniela Parr