Region 11
Fichtelgebirge, Franken, Altmühltal


Fahrenberg - Berg der Göttin
Der heilige Berg der Oberpfalz
Moira

Oft von Nebelschwaden umhüllt ist der Fahrenberg bei Waldthurn, östlich von Weiden, in der nördlichen Oberpfalz. Bei einer Höhe von 801 Meter ist es dort fast immer kühler als in der Region. Im Winter hält sich der Schnee sehr lange, was ihn zu einem beliebten Platz für alle Skibegeisterten macht. Der neben der Kirche liegende Gasthof ist in der ganzen Region bekannt für seine deftige, aber sehr gute Oberpfälzer Küche. Für Schifahrende im Winter und Wanderlustige im Sommer bietet er Fremdenzimmer an. Vom Berg aus hat frau einen wunderbaren Ausblick über die Region, darunter auch nach St. Quirin, zur Burgruine Flossenbürg und darüber hinaus ins Böhmische.

        

Verehrt wird in der römisch-katholischen Kirche eine Statue der Jungfrau Maria, die angeblich ein Tempelritter 1204 aus dem Heiligen Land mitgebracht haben soll. An die bereits vorhandene Burg, die im 12. Jahrhundert an die Templer überging, ist eine Kapelle angebaut worden, in der die Statue eine Heimat gefunden hat. Das war wohl der Beginn der Marienwallfahrt, die den Berg zum christlichen „Heiligen Berg der Oberpfalz“ machte. Das Einschussloch am Hals der Heiligen Jungfrau soll von einem Schuss eines schwedischen Soldaten am Ende des Dreißigjährigen Krieges stammen. Allerdings weist eine örtliche Sage auf einen älteren Ursprung der Verehrung als Heiligen Berg hin. Sie erzählt, dass stets eine blau gewandete Frauengestalt am Fuß des Fahrenbergs erschienen und bis zu einem heute schollenen Steinkreuz gewandelt sei. IhreTränen und die Klage, dass sie nicht mehr verehrt werden würde, nahmen sich die Bürger des Örtchens Waldthurn zu Herzen. Sie deuteten die Frauengestalt als eine Erscheinung der Jungfrau Maria und bauten ihr eine Kirche, die zu einem Wallfahrtsort wurde.

               

Die heutige Kirche, gebaut von Martin Beer aus Pleystein, stammt aus dem 19. Jahrhundert. Finanziert wurde der Kirchenbau vom den Lobkowitzer Fürstengeschlecht. Bereits der im Westen liegende Eingang ist eine kleine Augenweide: Das Portal wird im oberen Bereich durch zwei Füllhörner mit vielen Blumen verschönt. Die Decke im Kircheninneren ziert ein Bild der Maria in einem gelbgrünen Kleid, das mit bunten Blumen übergossen ist.

    

Auch der blaue Mantel aus der Sage ist vorhanden, der aber - je nach Lichteinfall - wie ein grasgrüner Mantel erscheint. 1956 kam die weithin sichtbare vergoldete Friedensmadonna auf die Ostseite des Kirchendaches, um über den damals „Eiseren Vorhang“ nach Böhmen zu blicken. Hinter der Kirche gibt es eine große Wiese, auf der Freiluftgottesdienste gehalten werden. Neben dieser Wiese steht in unmittelbarer Nähe zur Kirche eine kleine Kapelle mit einem Altarbild, das die Krönung Mariens zeigt. 2015/16 war eine Innenrenovierung der Kirche notwendig geworden. Bei den archäologischen Ausgrabungen, die an der Seite des Haupteingangs dokumentiert sind, wurden Spuren einer sehr alten Besiedlung entdeckt, die sich auf die Zeit der Markomannen (1. /2. Jahrhundert) zurückführen läßt. Ob sie Spuren eines alten Heiligtums entdeckten, ist nicht bekannt - aber, ich denke, es wurde auch nicht danach gesucht.

Der Ruf des Fahrenberges als „Heiliger Berg“ und der Wunsch alte Göttinnenorte in der Nordoberpfalz zu finden zog mich in seinen Bann. Zusammen mit meiner hellsichtigen Freudin besuchte ich im Frühjahr den heiligen Ort und war entzückt von der klaren Frische und Kühle, die oben auf dem Berg herrscht. Die Kirche, neu renoviert, präsentierte sich reine Marienkirche und als Heiligtum der jungfräulichen Göttin mit einer weiß eingekleideten Staute und mit einem frühlingsgöttinnengleichen Marienbild an der Decke. Meine hellsichtige Freundin setzte sich sofort nach Betreten der Kirche ehrfurchtsvoll in das Gestühl und blickte fasziniert in Richtung des Altars. Nach kurzer Zeit erzählte sie mir, dass dort große Steine und einen Teich mit Quelle existiert hätte. Leider bleibt mir nur das Gefühl, dass etwas besonderes an diesem Ort gewesen war - denn „gesehen“ habe ich selbst nichts. Allerdings bin ich seitdem immer wieder auf den Fahrenberg gefahren, vor allem wenn ich alleine keine klaren Gedanken fassen konnte. In der kühlen Stille der Kirche gelingt es mir sehr gut, mich zu sammeln, Entscheidungen zu fällen, die notwendig sind, und neue Hoffnung zu schöpfen - das empfinde ich als ein Geschenk der Göttin.

Moira