Region 11
Fichtelgebirge, Franken, Altmühltal

Das Holleland zwischen Bamberg und Bayreuth

Kult- und Kraftplätze

Daniela Parr


Hollfeld

Die Straße nach Hollfeld führt über ein langgestrecktes Plateau. Wärend ich über die Felder von Frau Holle fahre, frage ich mich, was ich in ihrem Dorf finden werde. Ich erkundige mich bei einheimischen Spaziergängern nach mythologischen Plätzen. Sie schicken mich nach Krögelstein, einem Ortsteil von Hollfeld.


Felsendorf Krögelstein


Unten im sogenannten Kaiserbachtal liegt das Felsendorf Krögelstein. Die Häuser sind zum Teil in die Felswände hinein gebaut, was bei Anbruch der Dunkelheit sehr beeindruckend aussieht. Hier unten ist es schon viel dunkler als oben auf dem Plateau.

Direkt neben der Hauptstraße erhebt sich die Felsformation "Alter Fritz". Von der Seite sieht der Stein tatsächlich mit etwas Phantasie wie ein alter Mann aus. Ich steige aus, um ein Foto zu machen, als mir das Schild "zu den Steinzeithöhlen" auffällt. Ein Stück den Fußweg entlang geht es zu den Höhlen. Leider ist es schon zu dunkel, um mich noch dorthin auf den Weg zu machen. Da es in Hollfeld und um Hollfeld herum einige mythologische Plätze gibt, möchte ich demnächst wieder herkommen.

Einige Monate später fahre ich mit einer Freundin wieder hierher. Das Schild, das auf die Steinzeithöhlen hinweist, ist mittlerweile verschwunden. Da Höhlen für gewöhnlich nicht von heute auf morgen ihren Platz ändern, laufen wir in die Richtung, in der früher das Schild gezeigt hat. Bevor der Weg nach rechts abbiegt, entdecken wir rechts oberhalb der Felder die erste Höhle. Wir laufen auf einem Grünstreifen durch die Äcker. Eine Bauersfamilie, die gerade auf dem Feld arbeitet meint, dass wir uns die Höhle ruhig anschauen können. Es handelt sich um eine kleine aber feine Höhle. Um sie zu erreichen, müssen wir einen kurzen Abhang erklimmen. Der Höhleninnenraum ist nicht besonders groß, aber sehr einladend. Wir können uns gut vorstellen, dass hier in der Steinzeit Menschen gewohnt haben. Mit einem Feuer war dies bestimmt ein sehr gemütlicher Wohnort.

Die zweite Höhle, auf die uns die Bauersfamilie hingewiesen hat, finden wir auf die Schnelle nicht. Wir könnten hier dem Kaiserbachtal noch weiter folgen, aber da wir noch andere Höhlen sehen wollten, laufen wir zurück begeben uns auf die andere Seite des Dorfes.

Wir laufen in Richtung, der Schwalbenhöhle, die auf der Karte eingezeichnet ist. Da wir von einem Weg oberhalb der Höhle kommen, müssen wir einen Abhang hinuntersteigen, um die Höhle zu erreichen. Wie erwartet finden wir sie an der eingezeichneten Stelle.

Der Höhleneingang besteht aus einem senkrechten Schlitz. Es ist eine klassische Vulva-Höhle. Wir kriechen für kurze Zeit in den Bauch von Mutter Erde. Drinnen ist gerade genug Platz für zwei Personen, wenn beide aufrecht stehen. Sitzend gestaltet sich der Aufenthalt  schwieriger, da alle Wände zu einer Seite hin geneigt sind.

Auf dem Rückweg entdecken wir in einem großen Felsen am Wegrand eine weitere Höhle. Sie ist in ihrem Inneren sehr geräumig. Wir können aufrecht stehen und uns zu zweit gut darin bewegen. Der Gang, der in die Höhle führt, ist sehr rund und gleichmäßig und wirkt wie von Menschenhand bearbeitet. Wahrscheinlich wurde eine vorhandene Höhlung weiter ausgeformt, um eine tiefere Höhle zu erhalten.

Wir erfahren, dass es sich um die sogenannte Säukirche handelt. In der Umgangssprache wird sie auch oft als "Kühkerng" bezeichnet. Der Begriff "Kerng" wird in diesem Zusammenhang oft mit Kirche übersetzt. Dies entspricht aber nicht dem ursprünglichen Sinn des Wortes, da es sich sehr wahrscheinlich bei der Höhle nicht um eine Kirche für Schweine oder Kühe handelt. Logischer ist es daher, dass das Wort sich von "Kerng" = Kerker herleitet. Beim Weiden konnten die  Tiere in der Höhle Schutz finden. Durch die felsige Begrenzung an einer Seite war zudem das Hüten der Tiere einfacher. Es wird auch davon gesprochen, dass Tiere hier versteckt wurden.

Zurück in Krögelstein wollen wir die Etagenhöhle besuchen, die wir schon von unten gesehen haben. Wir versuchen, sie von oben aus zu erreichen, was sich als gar nicht so einfach herausstellt.

Schließlich haben wir den richtigen Hang gefunden. Die Etagenhöhle liegt in voller Größe vor uns. Wir bestaunen die obere und untere Höhle, die zusammen ein perfektes Bild abgeben.

Als wir näher kommen sehen wir, dass die untere Höhle voller Bauschutt ist. Es liegen einige Eisenteile und noch mehr Betonteile im Inneren der Höhle herum. Leider passt das so gar nicht zu dem idyllischen Anblick, den die Höhle von weitem bietet. Über einen kleinen Kammweg kann auch die obere Höhle erreicht werden. Dieser Ausflug empfiehlt sich eher im Winter, da die Hecken auf dem Felsenkamm schon im Mai sehr dicht belaubt sind und nur schwer durchdrungen werden können.

Loch

Zum Abschluss des Tages fahren wir in die Ortschaft Loch und schauen uns die beiden Höhlen des Kuhkirchner Lochs an. Sie sind von einem kleinen Parkplatz am Ortseingang aus in wenigen Schritten zu erreichen.

Der Eingangsbereich der Höhlen wirkt eindrucksvoll. Die Felsen, in denen sich die Höhlen befinden, erinnern an zwei Zipfelmützen.
        
Wir lassen es uns nicht nehmen, in die untere der beiden Höhlen hineinzuklettern. Drinnen ist es deutlich kühler als draußen und auch viel feuchter. Die Höhle ist ein Paradies für kleine Mücken. Ganz hinten wäre es möglich, noch relativ weit einen schmalen Gang hineinzukriechen. Angesichts der Mücken verzichten wir auf eine weitere Erkundung.

Der Eingang zur zweiten Höhle liegt ein paar Meter höher. Ein Zettel bittet darum, nicht am Felsen zu Klettern, da oben ein Vogel brütet. Wir sind uns nicht sicher, ob auch die kleine Höhle darunter damit gemeint ist und sehen von einem Besuch ab.


Himmelssteuberer


Auf der Fahrt von Hollfeld nach Aufseß fällt mir in Neuhaus im Vorbeifahren eine interessante Felsformation am Hang auf, die von einem grünen Teich an ihrer Vorderseite malerisch eingerahmt wird. Ich halte kurz an, um die Gegend zu erkunden.

Auf dem frischen, vom Morgentau noch ganz feuchten Gras, läuft es sich prima. Von der Seite, die ich mir für den Aufstieg ausgesucht habe, geht es stramm den Berg hinauf. Sofort wird mir klar, dass diese Wanderung wie so oft  etwas länger dauern wird.

Der ungewöhlich geformte Felsen am Hang wird von einer Fahne gekrönt. Er wirkt wie ein zum Himmel ausgestreckter Finger. Der ganze Hang sitzt voller Weinbergschnecken, obwohl es hier weit und breit keine Weinberge gibt.

Oben angekommen, erreiche ich den regulären Wanderweg. Ein Schild, das in Richtung der Felsformation weist, trägt die Aufschrift "Himmelssteuberer". Ich muss sofort an einen Himmelsbestäuber, also einen HImmelsbefruchter denken. Bei der Form der Felsformation scheint mir dieser Gedanke durchaus nahe zu liegen.


Gegenüber führt eine Brücke zum sogenannten "Burgstall", einem kleinen Plateau auf einem Felsen, der einen guten Blick ins Tal bietet. Hier stelle ich erstaunt fest, wie hoch ich quer über die Wiese hinaufgeklettert bin. Die Höhe des Felsen wird mir bei einem Blick nach unten erst richtig bewusst.


Für den Rückweg folge ich dem regulären Wanderweg, der auf der Rückseite des Himmelssteuberers nach unten führt und am Friedhof endet. Auf dem Weg zum Auto kann ich die Felsformation noch einmal von unten bewundern. Zusammen mit dem kleinen Teich davor, bietet sie einen wirklich schönen Anblick.



Als ich zurückfahre, fällt mir in Neuhaus auch noch eine Felswand auf, in der Kletterer unterwegs sind. Die Spitze des Felsens ist über einen Wanderweg erreichbar. Oben befindet sich ein mit einem Eisenzaun gesichertes Plateau, das eine schöne Aussicht ins Tal bietet. Der Karte entnehme ich später, dass es sich um den ...felsen handelt.



Felsengarten in Sanspareil

Der Felsengarten in Sanspareil wurde 1748 fertiggestellt. Heute steht er unter Denkmalschutz.

Marktgräfin Wilhelmine von Bayreuth ließ einige der von Natur aus vorhandenen Felsen umgestalten und dazwischen den heutigen Buchenwald anlegen.

Der Name des Gartens soll auf den Ausruf einer Hofdame zurückgehen, die beim Anblick des Gartens rief: "C'est sans pareil" "Das ist ohne Gleichen". Im selben Jahr wurde der ursprüngliche Ort Zwernitz auf Anordnung von Marktgraf Friedrich in Sanspareil umbenannt.

Eine markante Formation des Felsengartens ist der gespaltene Fels, der sich etwa in der Mitte des Parks hoch auftürmt. Zwischen den beiden Felsen ist eine Treppe angelegt, die durch den geteilten Felsen führt.

Sehr bekannt ist das Felsentheater, das aus Natursteinen geformt ist und aus vier Bögen besteht. Hier wird häufig Theater gespielt, unter anderem von der Studiobühne Bayreuth.

Andere Formationen tragen Namen wie Hühnerloch, Dianagrotte, Pansitz, Sirenengrotte etc.

Am Rande des Parks entdecken wir kurz bevor wie gehen eine gebaute Steinformation, die an eine mexikanische Pyramide erinnert.



Jungfernhöhle bei Tiefenellern


Von Tiefenellern führt eine gewundenen Straße den Berg hinauf. Auf halber Höhe entdecke ich einen steilen Felsen, der zur Abbruchkante der Fränkischen Alb gehört. Später erfahre ich, dass er Eulenstein genannt wird. Der Fernblick in Richtung Bamberg ist grandios. In der Kletterwand sind zwei Kletterer zu hören. Durch den Überhang des Felsens kann ich sie nicht sehen.

Die Jungfernhöhle liegt von hier aus zirka einen Kilometer entfernt im Wald. Der Weg folgt einem schmalen Pfad über die Wiese und dann in den Wald hinein. Sie kann aber auch von einem Parkplatz direkt neben der Höhle erreicht werden. Das Schild an der Hauptstraße ist nicht zu übersehen.

Bei Ausgrabungen sind in der Jungfernhöhle Hinterlassenschaften fast aller Kulturen gefunden worden. Die Gegend um die Höhle war zu fast allen Zeitaltern ein beliebter Wohn- und Kultort.

Bei meinem Besuch kann ich die Rückseite der steil aufragenden Felsformation schon von Weitem erkennen. Von hinten betrachtet hat der Stein einen starken Überhang unter dem sich eine Feuerstelle befindet.

Der oval geformte Eingang zur Jungerfernhöhle liegt auf der anderen Seite. Von dort betrachtet wirkt die Felsformation fast flach.

Im Inneren der Höhle entdecke ich eine Leiter, die drei Meter tief in die Höhle hinunter führt. Auf dem Boden sehe ich außerdem drei Glasgefäße auf langen Stielen. Ich nehme an, dass es sich um Messgeräte handelt. Obwohl ich gerne in die Höhle hinuntergestiegen wäre, kann ich mich nicht überwinden, auf die Leiter zu steigen. Ich finde den Gedanken, dort unten zu stehen, aus irgendeinem Grund unangenehm. Vielleicht liegt es an den Mengen von Menschenknochen, die in der Höhle gefunden wurden. Der Namen Jungfernhöhle rührt daher, dass es überwiegend Frauenknochen gewesen sein sollen.

Ich streife lieber ein wenig durch das Gelände drumherum. Gegenüber gibt es eine weitere kleine Erhebung mit einer Felsformation. Hier soll sich zur Zeit der Bandkeramikerinnen eine Siedlung befunden haben.
 
Als ich zum Abschluss noch einmal um die Jungfernhöhle herumgehe, fällt mir an der Seite ein Vulva-förmiger Schlitz auf. Gleichzeitig könnte es auch eine Frau mit ausgestreckten Armen sein. Diese Stelle wirkt sehr kraftvoll auf mich.


Litzendorf


Südlich von Litzendorf, kurz bevor die Landstraße in den Wald führt, liegt eines der besterhaltenen Grabhügelfelder Frankens. Insgesamt sollen sich auf dem Gelände zwischen Wiese und Wald früher über 50 Grabhügel befunden haben. Sechs Grabhügel auf der Wiese wurden rekonstruiert, um die ursprüngliche Größe der Grabedenkmäler zu veranschaulichen. Die Erhebungen in der Landschaft sehen schon im Vorbeifahren sehr interessant aus.

         

Ich schlendere ich um die Hügel auf der Wiese herum und bin sehr beeindruckt von den Gräbern unserer VorfahrInnen. Ein Schild beschreibt, dass die Verstorbenen in der Nähe der Gräber verbrannt wurden. Die Urne mit der Asche kam in eine hölzerne Grabkammer. Diese wurde mit Steinen bedeckt. In Keramikgefäßen erhielten die Verstorbenen Essen für ihre Reise ins Jenseits. Darüber wurde zum Schluss der Sandhügel errichtet und auf seine Spitze kam ein Stein. Jeder Hügel war außerdem an seinem Fuß von einem Steinkranz umrandet.

Es macht mir Spaß, an diesem geschichtsträchtigen Ort herumzulaufen und mir das Leben unserer Vorfahrinnen auszumalen. An einem Grab ist die Steinumrandung besonders deutlich zu sehen. Steine, die früher den oberen Abschluss der Gräber bildeten, finde ich nur zwei.

Im Wald dahinter entdecke ich beim Herumlaufen gleich mehrere Hügelgräber. Diese wurden schon im 19.Jahrhundert ausgegraben und 1983 vom Forstamt restauriert. Beim Versuch, sie zu erklimmen, stelle ich fest, dass sie relativ steil sind.

Direkt gegenüber der Hügelgräber liegt der sogenannten Pfarrer-Ultsch-Brunnen. Es handelt sich nicht direkt um einen Brunnen, sondern um ein  lauschiges Plätzchen im Wald, durch das ein kleines Bächlein fließt. Die Gegend um das Flüsschen herum ist von schmalen Pfaden durchzogen, die von frischen Grün umgeben sind.
 
Ganz in der Nähe, an einem anderen Feldweg, finde ich außerdem den "Bienenstein". Er ist Teil eines Skulpturenweges, der hier in der Gegend erwandert werden kann.

Daniela Parr