Region 11
Fichtelgebirge, Franken, Altmühltal

Die Heilsteine in Jesserndorf

Ein jungsteinzeitliches Sanatorium
Daniela Parr


Erster Besuch

Schon vor längerer Zeit hatte ich von den Heilsteinen gehört. Eine Bekannte aus der Gegend um Kulmbach lud mich ein, nach Jesserndorf zu fahren. Dort vermutete sie die Steine.

An der Kreuzung nach Ebern entdeckten wir eine große Wanderkarte neben einem Parkplatz. Wir hielten an und studierten aufmerksam die Karte. Spaziergängerinnen erzählten uns, dass wir an den Heilsteinen angekommen waren. Mit ihrer Wegbeschreibung machten wir uns guter Dinge auf in den Wald.

Da wir nicht sicher waren, wie wir die Steine erkennen sollten, fragten wir eine Joggerin. Sie meinte, dass die Steine nummeriert sind und wir sie deshalb nicht verfehlen könnten. An zwei Weggabelungen mussten wir uns für eine Richtung entscheiden und diskutierten, wie die Wegbeschreibungen der verschiedenen Frauen wohl gemeint waren.

Als wir schon fast nicht mehr daran glaubten, fanden wir schließlich den ersten nummerierten Stein am Weg: Stein Nummer 2. Nachdem wir kurze Zeit vergeblich auf der Suche nach Nummer 1 unterwegs waren, fanden wir die Steine 3, 5, 6 und 8. So ging es munter weiter. Zwischendrin fehlten immer wieder Zahlen. Da es schon dunkel wurde, hatten wir die Steine vielleicht übersehen.

Eine der Spaziergängerinnen hatte uns erzählt, dass ein Heilpraktikern die Steine durchnummeriert hat. Es existiert eine Liste, gegen welche Krankheiten die Steine wirken.

Oswald Tränkenschuh, der ebenfalls in der Gegend der Heilsteine sehr aktiv ist meint dazu, dass diese Betrachtungsweise ein viel zu mechanisches Weltbild zu Grunde legt. Er rät dazu, sich an den Steinen niederzulassen und die Kräfte des Ortes wirken zu lassen. Beim meditativen Sitzen können Gedanken auftauchen, wie die zukünftige Lebensführung so gestaltet werden kann, dass die Krankheit sich bessert oder sogar vollständige Heilung eintritt.

Es lohnt sich, die Videos der Führungen von Oswald Tränkenschuh auf youtube anzuschauen. In ihnen gibt es viele Hintergründe über die Heilsteine, über Krankheit, Gesundheit und Heilungsprozesse zu erfahren.

Wir ließen uns an dem ein oder anderen Stein nieder und spürten mit den Händen die Energie der Steine. Einige waren uns angenehmer, andere nicht so angenehm. Jedem Stein wird eine bestimmte Wirkung zugeschrieben. Teilweise sind die Steine so ausgeformt, dass eine "Heilwanne" entsteht, in die sich die Kranken hineinlegen können. In eine der Ausbuchtungen kann bei Augenleiden der Kopf hineingesteckt werden.

Wir staunten nicht schlecht, dass hier der ganze Hang mit  Heilsteinen in allen Größen und Formen übersät ist. Teilweise gibt es sogar richtige Sitzmulden im Stein. Die Nummerierung geht locker in die 40er oder 50er. Wir versuchten, möglichst viele aufeinander folgende Steine zu finden, aber zwischendrin gab es immer wieder Zahlen, die nicht auftauchten.

Zwischen den Heilsteinen weiter oben liegt die Mariengrotte, die vom früheren Jesserndorfer Kaplan gebaut wurde. Er lebte dort für einige Zeit als Eremit, da er sich davon Linderung seiner Kehlkopferkrankung erhoffte. Leider fanden wir dir Grotte auf die Schnelle nicht, da es schon zu dunkel war.

Den Hinweisschildern entnehmen wir, dass es auch eine "Oase der Ruhe" gibt.
Diesen weiteren Ort der Heilung werden wir uns bei unserem nächsten Besuch genauer anschauen.



Zweiter Besuch


Bei unserem zweiten Besuch nehmen wir an einer Führung von Oswald Tränkenschuh teil. Wir sind früh losgefahren  und ergattern einen der letzten regulären Parkplätze.

Nach und nach füllen sich die Ränder der Waldwege mit Autos und die Besucher der Führung strömen herbei. Wir sind sehr gespannt. Das Publikum ist durch die Bank schon ein wenig älter. Viele haben schon mehrfach an den Führungen von Oswald Tränkenschuh teilgenommen. Die meisten begrüßt er mit Namen und Handschlag.

Noch in der Nähe des Parkplatzes bekommen wir die ersten Informationen über die Heilsteine, über altes Heilwissen und auch einige Lebensweisheiten erzählt. Als nach einer Dreiviertelstunde alle versammelt sind, geht es los. Wir stoppen an einem Platz am Weg, an dem eine Buche und eine Eiche direkt nebeneinander stehen.

Oswald Tränkenschuh erklärt uns, dass Buchen an Orten mit rechtsdrehenden Energie wachsen, Eichen bei linksdrehenden Energien. Da hier beide Bäume direkt nebeneinander stehen, handelt es sich um einen guten Heilplatz, da sich Heilplätze oft an Stellen mit Energieübergängen befinden. Dieser Platz ist speziell für Knochenleiden gut geeignet. Für eine Frau aus der Gruppe, die sich gerade von einem Knochbruch erholt, pendelt er aus, wie oft sie diesen Heilplatz aufsuchen sollte, bis ihr Arm wieder vollständig gesund ist.

Auf unserem weiteren Weg den Berg hinauf kommen wir an den Steinen 1 und 2 vorbei, die von einem Heilpraktiker nummeriert wurden, der hier ebenfalls Führungen anbietet.

                    

Diese Numerierung ist nicht identisch mit den Nummern auf Oswald Tränkenschuhs Beschreibungen der Steine. Mitten auf dem Wanderweg sehen wir im Vorbeigehen einen mit einer 7 markierten Stein. Heilsteine auf dem Weg hätten wir nicht erwartet.

Im Weitergehen unterhalten sich alle TeilnehmerInnen der Führung angeregt. Auch wir kommen ins Gespräch mit einem Mann. Er bietet uns an, unsere Chakren mit einem Pendel zu untersuchen. Wir wissen nicht so recht, was wir davon halten sollen, lassen uns aber darauf ein. Die Ergebnisse sind teilweise recht überraschend, teilweise aber auch so allgemein, dass sie nicht wirklich aussagekräftig sind.

Herr Tränkenschuh ist mittlerweile mit der Gruppe am Metastasenstein angekommen. Er erklärt, dass die Wirkung dieses Steins bei abnehmden Mond gesucht werden muss, da die Metastasen, wie die Mondphase auch, rückläufig  sein sollen. Bei einer Krebserkrankung haben die Zellen des Körpers den natürlichen Bauplan für den Körper verloren. Durch das Liegen auf dem Stein wird die Zellinformation aufgerüttelt und kann sich korrigieren.

Ein Mann mit wiedergekehrten Metastasen legt sich auf den Stein. Ein Arzt aus München pendelt für ihn, wie lange er auf dem Stein liegen muss und ob Änderungen in seinen Chakren wahrnehmbar sind. Die Gruppe geht schon einmal weiter, während die beiden am Metastasenstein zurückbleiben.

Wir müssen uns beeilen, um den Ausführungen von Oswald Tränkenschuh am Prostatastein zu folgen. Der Felsen hat die Form einer liegenden Frau. Es gibt Sitzmulden für Männer, aber auch Stellen, an denen Frauen bei Frauenleiden Heilung finden können.

Direkt neben dem Prostatastein liegt ein langer flacher Stein mit mehreren länglichen Liegewannen darin, die groß genug sind, dass ein Erwachsener gut darin liegen kann. Der Stein ist hilfreich für paarige Organe, wie z.B. für die Nieren. Er wird auch als Stein für tiefes Durchatmen bezeichnet und soll besonders wirksam bei Lungenkrankheiten sein.

Ein paar Meter weiter, seitlich im Wald, zeigt Herr Tränkenschuh uns außerdem einen Energiestein mit einer Stufe darin. Wir erfahren, dass an einer Stufe im Stein die Energie von links- auf rechtsdrehend wechselt, so dass beim Sitzen auf der Stufe an dieser Stelle eine gute Heilwirkung zu erwarten ist. Wir nehmen den Stein beim darauf Sitzen als sehr energetisierend wahr.
         
An einer Wegkreuzung weiter oben soll die Energie für Heilungen besonders gut sein. Eine Bekannte von Herrn Tränkenschuh führt mit dem Pendel eine Befragung für einen Mann durch, der Darmprobleme hat. Da bei seinem Problem die hellen Körpersäfte betroffen sind, wird ihm geraten, helle Lebensmittel zu sich zu nehmen. Diese sollen sich positiv auf seinen Zustand auswirken.

Zum Abschluss laufen wir zur Oase der Ruhe. Den Namen haben wir schon mehrfach auf der Karte und auf einem Wegweiser gelesen. Der Platz wird von einem kleinen Teich gesäumt. Oberhalb davon zeigt uns Oswald Tränkenschuh den sogenannten Lungenstein. Er trägt die Nummer 31. Einige Frauen lehnen sich an den Stein, andere setzen sich in die verschiedenen Nischen, um die Energien zu spüren. Einer der Nischen wird eine positive Wirkung auf die Sehnen des Körpers nachgesagt.

Als die Führung zu Ende ist, stimmt eine Frauengruppe ein Lied für Mutter Erde an. Wir fragen, ob wir uns einreihen dürfen und singen fröhlich mit. Den Rückweg legen wir teilweise barfuß zurück, was auf dem leicht feuchten Waldboden ein wahrer Genuss ist.

Die Gruppe verläuft sich relativ schnell und wir beschließen, erst einmal Essen zu gehen. Kurz bevor es dunkel wird, kehren wir noch einmal in den Steinert zurück und wandern den mittlerweile ruhig im Abendlicht daliegenden Berg hinauf. Unser Weg führt zur Mariengrotte, die auf Wegweisern mehrfach beschildert war und durch ihren Namen unser Interesse geweckt hat.

Oben angekommen, sind wir ein wenig enttäuscht, da der Ort einen sehr düsteren Eindruck auf uns macht. In dieser Grotte soll lange Zeit der oben erwähnte Pfarrer an den Felsen gelebt haben, da er auf Heilung bei einer schweren Krankheit hoffte.

Verschlossen hinter Glas steht an der Seite die übliche Marienfigur in einer Nische. Davor sind Blumen abgestellt. Wir laufen noch ein wenig auf und ab und finden eine Leiter, die an den Felsen lehnt. Uns erschließt sich leider nicht, wohin frau mit der Leiter klettern könnte. Es sind auf den ersten Blick keine Sitznischen in Höhe der Leiter zu erkennen. Da es bald dunkel wird, müssen wir uns auf den Rückweg machen.

Daniela Parr