Region 10
Neckarland, Schwäbische Alb, Schwarzwald

 

Der Battert


Entnommen aus dem Buch "Magisch Reisen Deutschland" von David Luczyn

Ebenfalls durch eine Sage und den Hinweis einer in Baden-Baden lebenden spirituellen Künstlerin wurde ich auf den Battert aufmerksam. Im Norden flankiert dieser Bergrücken mit den eigenartigen Felsformationen die Stadt. Der Sage nach hat ein Jäger im Walde ein weißes Reh gejagt, als ihm eine zarte, schöne Jungfrau erschien und ihn bat, vom Reh abzulassen. Der Jägersmann war so bezaubert, dass er fortan dem Jagen ganz abschwor und stattdessen zum Einsiedler bei dem Felsen wurde.

Obwohl ich selbst keiner Jungfrau begegnete, war ich trotzdem sofort von diesem märchenhaften Felsen-Urwald verzaubert. Die Ruine, die sich »Altes Schloss« nennt und auf die ich später noch zu sprechen komme, ist vom Bahnhof aus die ausgeschilderte Straße hinauf in zehn Minuten zu erreichen.

Vom Parkplatz aus hat man die Wahl zwischen mehreren Rundweg-Varianten. Ich wählte den »Unteren Felsenweg« (den ich auch empfehle) und machte einen kurzen Abstecher zur leider verschlossenen Hubertus-Kapelle und kam dann nach zehn Minuten direkt bei dem ersten Felsen an.

Der Wald rundherum war nach einem Sturm in einem üblen Zustand (August 2000). Gigantische Bäume lagen kreuz und quer, als ob hier Riesen gekegelt hätten. Je weiter und näher man dem Felsen kommt, umso bizarrer werden die Formen. Dann weist ein kleines Schild links zur Felsentreppe, dem ich intuitiv folgte, obwohl (oder gerade weil) sie sehr alt aussah. Ich erinnerte mich an den Hinweis an einen Druidenweg hier oben und muss gestehen, das könnte er durchaus sein. Verwachsen, verwildert und verwoben schlängelt er sich im Zickzack durch den steinernen Urwald, der auch jede Menge Kletterfans anzieht, wie ich kurz darauf feststellen musste. Viele lauschige und magische Plätze zwischen steil aufragenden Felsen, kleine Plateaus, Birken, große Bäume und Farne verfehlen nicht ihre Wirkung.

Mir geht es wie dem Jägersmann, ich möchte am liebsten hier bleiben. Doch erst einmal zieht es mich noch höher hinauf, dahin, wo Kletterer mit Seilen senkrecht die Wand hochsteigen. Zur Belohnung gibt es immer neue Aussichten auf Baden-Baden und die umliegenden Berge. Verschiedene Plateaus auf senkrecht abfallenden Felsnadeln laden zum meditativen Verweilen für Schwindelfreie ein — da vergisst man jede Jungfrau.
Ein Donnergrollen verhinderte, dass ich die Zeit vergaß, und so machte ich mich über den »Oberen Felsenweg« zum Abstieg in Richtung »Altes Schloss« auf den Weg. Gnädigerweise wartete der Regenguss so lange und ließ mir sogar noch eine halbe Stunde, um die Schlossruine zu besichtigen.

David Luczyn