Region 10
Neckarland, Schwäbische Alb, Schwarzwald
Rosenstein, Messelstein, Drei-Kaiser-Berge
Rosenstein
Schon als ich vor einiger Zeit mit dem Fahrrad zur Remsquelle gefahren bin, fiel mir dieser interessant geformte Berg im Vorbeifahren auf. Ein paar Wochen später erzählt mir eine befräundete Geomantin von interessanten Höhlen am und im Rosenstein.
Hergottsbrünnele
Vom Parkplatz an der Stellung laufe ich auf einem befestigten Weg bis zum Hergottsbrünnele. Das Brunnenbecken wird von einem unregelmäßigen Lochfelsen gekrönt. Löcher und Schlupfe in Felsen galten schon in der Jungsteinzeit als Glücksbringer und Orte, um sich etwas zu wünschen. Direkt neben dem Brunnen hat ein Stifter eine Jesusfigur aufstellen lassen. Bei näherem Hinschauen fällt mir auf, dass bei der Figur an der linken Hand der Daumen abgebrochen ist.
Kleine ScheuerAuf dem steilen Weg, der an der südwestlichen Seite zum Rosenstein hinaufführt, unternehme ich einige Klettermanöver, da ich an den Hängen die sogenannte Kleine Scheuer vermute. Aber erst, als ich einem sich in schlangenlinien nach oben windenden Pfad folge, treffe ich oben auf die Kleine Scheuer. Ich gehe davon aus, dass sie ihren Namen als kleines Pendant für die Große Scheuer am anderen Ende des Rosensteins erhalten hat.
Wie an jeden Wochenende ist die Höhle fest im Griff der Kletterer. Als ich sie nach dem Namen der Höhle frage, ernte ich nur Schulterzucken. Sie wollen mir keine Auskunft darüber geben, ob die Höhle die Kleine Scheuer ist. Auch für ein Foto der Höhle muss ich sie drei Mal bitten, einen Schritt zur Seite zu gehen. Ich ernte nur dumpfe Gesichter und Verstocktheit. "Göttin wirf' Hirn vom Himmel."
Im Inneren steigt die zirka dreizehn Meter tiefe Höhle leicht nach hinten an.
Es wird gesagt, dass sich durch diese Besonderheit ein Wärmestau im hinteren Bereich der Höhle bildet, was sie für unsere Vorfahren zu
einer idealen Wohnhöhle für den Winter machte.
Da es früher hier Höhlenbären gab, ist eine Wand der Höhle stark abgescheuert. Die Höhlenbären mussten sich an dieser Engstelle durchzwängen.
Rechts neben der eigentlichen Höhle befindet sich eine kleine aber feine Abri, an der es ebenfalls ein kleines Stück in den Fels hinein geht. Diese Höhle endet allerdings schon nach wenigen Metern.
Ruine Rosenstein
Ich folge den Serpentinen des Pfades weiter den Berg hinauf. Schon auf den ersten Metern stoße ich auf die ersten Mauern der Ruine Rosenburg. Es ist deutlich zu erkennen, dass das hoch aufragende Mauerwerk nachträglich ausgebessert und befestigt wurden.
Auf dem steilen gewundenen Pfad kommen mir zwei Mountain-Biker entgegen, die wilde Kunststücke in den Kurven veranstalten. Sie stoppen kurz als ich vorbeigehe und machen weiter, als ich weiter oben bin. Kurz darauf fragen mich zwei
Jungs mit Kletterausrüstung in Englisch nach dem Sophienfelsen. Leider
kann ich ihnen nicht helfen, da ich nur eine Karte der Höhlen bei mir
habe. Ich bin überrascht, dass der Rosenstein sowohl bei Kletterern, als auch bei Mountain-Bikern so beliebt ist.
Auf halber Höhe des Berges ist gut zu sehen, dass die Mauern der Burg auf dort vorhandenes Felsgestein gebaut wurden. Ich balanciere auf einer der Mauern nach vorne und genieße die Aussicht.
Schließlich erreiche ich das frühere Burgareal oben auf dem Plateau. Die Burgruine wurde in den Jahren 1981 bis 1982 restauriert und einige Bereiche aus Sicherheitsgründen gesperrt. Eine komplette Mauer mit vier Fenstern gibt einen Eindruck, wie es hier in früheren Zeiten einmal ausgesehen haben könnte. Die Burg Rosenstein wurde als Spornburg mit Blick nach Westen gebaut.
Es gab unter anderem einen Palas (Saal), eine Zisterne, ein Verlies und einen Zwinger. Das recht große Burgareal reichte früher bis 100 Meter an die heutige Waldgaststätte heran.
Auf einem etwas versteckt hinter der Ruine liegenden Felsen genieße ich in Ruhe die Aussicht zum Stuifen und Hohenstaufen. Nur einmal entdeckt mich ein turtelndes Pärchen, als die beiden kurz ihre Köpfe durch eines der Fenster stecken.
Auf der anderen Seite des Burgplateaus wurde eine etwa 15 Meter tiefe Bresche in den Fels geschlagen. Der Zugang zur Burg war dadurch nur über eine Zugbrücke möglich.
Heute wird der tiefe Graben von einem hübschen eisernen Steg überspannt. Diese Brücke führt mich auf die andere Seite und weiter zum Lärmfelsen.
Lärmfelsen
Auf der runden Kupferplatte des gemauerten Wegweisers sind die Berge, Dörfer und Städte der Umgebung mit der Himmelsrichtung eingezeichnet. Auch das 50 Kilometer entfernte Stuttgart wird erwähnt. Ich schaue mir an, in welcher Richtung ich wohne. Auch von hier ist der Ausblick auf Heubach und die dahinter liegenden Berge grandios.
Der Sage nach soll der Teufel Jesus auf diesen Felsen geführt haben, um ihm alle Länder dieser Welt zu zeigen. Diese Erzählung bestärkt mich darin, dass es sich hier um einen alten Kultplatz handelt. Alte Kraftplätze und ihre ursprünglichen Geschichten wurden oft durch das Erzählen einer christlichen Sage überdeckt.
An einem Baum erkenne ich die Muschel des Jakobsweges. Auch dies ist für mich ein Zeichen dafür, dass es sich beim Rosenstein um einen alten Kultplatz handelt.
Vom Lärmfelsen aus soll es möglich sein, mit Kletterausrüstung die Höhle
Dampfloch zu erreichen. Ohne entsprechende Ausrüstung ist dies laut Aussage des Hüttenwirt an der Wanderhütte nicht machbar.
Dreieingangshöhle
Um zur Dreieingangshöhle zu gelangen, biege ich rechts auf einen kleinen Pfad hinter der bewirtschafteten Wanderhütte ab. Außer dem Weg zur Höhle ist auch der "Sophienfelsen" angeschrieben, den die beiden Jungs vorhin vergeblich gesucht haben.
Schon auf halben Weg sehe ich die ersten löchrigen Eingänge in den Felsen. Die Dreieingangshöhle befindet sich ein Stückchen weiter unten um die Ecke herum auf einem Plateau. Vor den Eingängen der Höhle liegen zwei Rucksäcke. Weiter hinten entdecke ich die beiden Jungs an einem Felsen, an dem Kletteranfänger üben dürfen. Wir winken uns fräundlich zu. Ich erfahre, dass sie in Aalen studieren. Einer der beiden ist ein Austauschstudent aus Spanien.
Die Dreieingangshöhle wird als Höhlenruine bezeichnet, da Teile im hinteren Bereich der Höhle eingestützt sind. Die drei Eingänge der Höhle liegen in der Kalksteinwand des Sophienfelsen dicht nebeneinander.
Genau genommen hat
die Dreieingangshöhle aber nur zwei Eingänge. Der rechte Eingang führt nicht in die Höhle. Er endet schon nach wenigen Metern. Die beiden schmalen Eingänge links führen im Inneren des Berges zusammen. Sie münden als ein Gang in zwei große Höhlenräume mit einem Durchmesser von etwa drei Metern und einer Höhe von zirka vier Metern. Eine Taschenlampe ist beim Begehen unbedingt zu empfehlen, da schon nach ein paar Metern nur noch sehr wenig Licht in die Höhle fällt.
Im Inneren der Höhle schalte ich meine Taschenlampe aus und genieße
die Dunkelheit und Stille. Hier drinnen höre ich weder Autolärm, noch die beiden Kletterer, die draußen im Felsen herumturnen.
Als ich wieder draußen bin, bitte ich die beiden
Jungs, ihre Rucksäcke zur Seite zu stellen, damit ich zum Abschluss ein paar schöne Foto von der
Höhle machen kann.
Steinerne Agnes
Auf dem Weg zur Großen Scheuer komme ich an einem Tisch aus Stein vorbei, der seitlich am Abhang steht. Er wird Steinerne Agnes genannt. Es freut mich sehr, dass der Felsen einen Frauennamen trägt. Alles hier oben auf dem Rosenstein wirkt auf mich sehr weiblich.
Auf der Landkarte entdecke ich, dass der höchste Punkt auf dem Rosenstein als "
Rotenstein" eingezeichnet ist, obwohl sich an dieser Stelle nur Wald und weit kein Felsen befindet. Rotenstein scheint viel mehr die alte Bezeichnung des Berges zu sein. Der Rosenstein als Rotenstein, als roter Stein und somit als Platz der roten Göttin. Auch der Aspekt der weißen Göttin ist mit der zum "Hergottsbrünnlein" umbenannten
Quelle vorhanden und der schwarze Aspekt mit den Höhlen am Berg abgedeckt. Mir gefällt der Gedanke, auf dem Plateau des Rosenberges auf dem roten Stein der Muttergöttin zu wandeln.
Große Scheuer
Haus
Gleich darunter befindet sich die Höhle, die den Namen "Haus" bekommen hat. Als ich hinkomme, wird mir klar, warum.
Zwei Spitzbögen, von denen einer wie ein Fenster und einer wie eine Eingangstür aussieht.
Hoher Stein
Am nordöstlichen Ende des Rosensteins liegt der Sedelstein. Mein Weg führt mich durch ein lauschiges verwunschenes Wäldchen mit kleinen, dicht beieinander stehenden Bäumen darin.
Der markante Aussichtsfelsen am Ende des Rosensteins wird im Volksmund auch gerne mit seinem alten Namen "Hoher Stein" bezeichnet. Diese Namensgebung ist keinesfalls eine Übertreibung. Das felsige Plateau fällt an diesem Ende steil nach unten ab. Ich wage mich ganz nach vorne und genieße eine grandiose Aussicht auf das Dörfchen Lautern und den dahinter liegenden Berg.
Ich vermute stark, dass es sich beim "Hohen Stein" um einen Platz der Göttin Holle handelt. Die ihr gewidmeten Hollesteine wurden später oft zu "Hohen Steinen" umgedeutet.
An diesem Ende des Rosensteins wird verstärkt mit Schildern darauf hingewiesen, dass das ganze Gebiet unter Naturschutz steht. Ich verweile eine ganze Zeit lang am Ende des Plateaus und genieße den Blick auf die steil abfallenden Wände des weißen Juragestein. Auf dem Rückweg entdecke eine Menge wunderschöner Pflanzen. Auch die Bäume wachsen hier besonders anmutig in die Höhe.
Finsteres Loch
Mein letzter Gang an diesem Tag führt mich zum Finsteren Loch. Die sogenannte Durchgangshöhle hat eine Länge von 140 Metern. Sie ist zeitweise bis zu 17m breit und bis zu 4 Meter hoch. Zwei seitliche Mundlöcher sind natürlichen Ursprungs. Das sogenannte "Fenster" wurde von Menschenhand künstlich geschaffen. Bei Ausgrabungen entdeckte
Brandspuren weisen darauf hin, dass die Höhle über längere Zeiträume von unseren Vorfahren bewohnt wurde.
Der Weg zum Finsteren Loch ist mit den üblichen Holzwegweisern gut beschildert. Ich folge einem breiten Weg bergab und biege auf den letzten Metern nach links ab. Von dort aus kann ich den Höhleneingang leicht erreichen.
Im Winterhalbjahr ist das Finstere Loch zum Schutz der Fledermäuse mit einem Gitter verschlossen. Von Anfang Mai bis Ende September ist die Eingangstür offen und eine Besichtigung auf eigene Gefahr möglich. Da die Höhle relativ lang ist, empfiehlt sich eine Taschenlampe, um die Höhle in voller Länge zu erkunden.
Wallanlage
Zurück zum Parkplatz an der Stellung folge ich dem direkten Weg, der mich zuerst ein Stück geradeaus und dann auf kleinen verschlungenen Pfaden den Berg hinunter führt.
Auf dem Rückweg entdecke ich eine Wallanlage, die links und rechts vom Wanderweg entlang führt. Es scheint sich um einen alten Ringwall zu handeln, der um den Rosenstein herum angelegt wurde. Heute wird der Wall an dieser Stelle vom Wanderweg durchschnitten.
Langsam sinkt die Sonne. Ich muss mich beeilen, um nicht bei völliger Dunkelheit noch im Wald herumzuirren.
Kurz bevor ich zum Parkplatz gelange, laufe ich an einer Wächterin in Form eines Baumes vorbei, die kurz vor dem Ausgang des Waldes steht. Ich grüße sie fräundlich und halte kurz bei ihr an, um mich bei ihr gebührend vom Rosenstein zu verabschieden.
Auf dem Weg zum Parkplatz überlege ich, dass dieser Weg auch einen guten Hinweg abgibt, da in diesem Fall gleich zu Beginn der Wanderung die Baumahnin passiert wird.
Remsquelle
Nur wenige Kilometer vom Rosenstein entfernt befindet sich die Remsquelle. Genauer gesagt handelt es sich dabei um den Ursprung der Rems, also um die Stelle, an dem das Wasser der Rems zum ersten Mal an die Oberfläche tritt, nachdem es unterirdisch schon einige Kilometer zurückgelegt hat.
Vom weitem wirkt die Remsquelle mit den aufgeschichteten Steinen sehr beschaulich. Beim Näherkommen stelle ich allerdings fest, dass das Wasser kanalisiert wurde und aus einem Rohr herausfließt. Nicht weit dahinter führt gut hörbar die Bundesstraße vorbei.
Neben dem Remsursprung steht ein menhirförmiger Stein mit einer hübschen Frauenfigur darauf.
Messelstein
Schon auf der Hinfahrt kann ich den Messelberg mit seiner einzigartigen Form von weitem sehen. Die Spitze des Berges wird als Messelstein bezeichnet und wurde in früheren Zeiten rege als Kultplatz genutzt. Der Messelstein hat ein sehr flaches Hochplateau, das von Südwesten her leicht ansteigt und im Norwesten steil abfällt.
Vom Parkplatz oben auf dem Berg folge ich einem Feldweg und biege vor dem Hof, auf dem Antiquitäten verkauft werden, links ab. Der Weg beschreibt noch einmal einen Bogen. Als ich mich nach zirka 200 Metern der höchsten Stelle nähere, laufe ich direkt auf ein Steinkreuz zu. Ein sicheres Zeichen, dass ich an einem alten Kult- und Verehrungsplatz bin.
Der Messelstein ist mit einem kleinen dezenten Schild ausgeschildert.
Ein Stückchen weiter hinten finde ich ihn in einem kleinen Wäldchen. Der Messelstein überragt alle umliegenden Bergen um Längen. Von der Felsnase aus eröffnet sich mir ein weiter Blick entlang des Tals.
Beim Blick von der Felsklippe nach unten kann es einer leicht
schwindelig werden. Der Felsen fällt an dieser Stelle steil nach unten
ab. Um so schöner ist die Aussicht, die weit in die Ebene reicht. Bei
gutem Wetter ist wahrscheinlich sogar Stuttgart zu erkennen. Leider ist
es heute ein wenig zu wolkig dafür.
Vom Messelstein führt der Weg weiter durch ein lauschiges Wäldchen. Nach kurzer Zeit sehe ich auf einem Schild die Flurbezeichnung "Judenhölzle". In der Eifel habe ich gelernt, dass diese Bezeichnung meist nicht mit der Volksgruppe der Juden zu tun hat, sondern von der Jute, der Guten bzw. der Gode abgeleitet ist. Ich befinde mich sozusagen mitten auf dem "Godeweg", dem Weg der Göttin.
Der Rückweg führt mich direkt auf das Gelände eines Möbel-Restaurators. Da mich sein Werbeschild schon vorhin neugierig gemacht hat, kehre ich kurz bei ihn ein. In seinem großen Bauernhaus mit angeschlossener Werkstatt gibt es auf zwei Stockwerken restaurierte und nicht restaurierte Möbel zu sehen.
Drei-Kaiserberge
Das Trio der Drei-Kaiserberge besteht aus dem Hohenstaufen, dem Rechberg und dem Stuifen, die von ihrer Lage her auf der Landkarte ein Dreieck bilden. Sie befinden sich zwischen Göppingen und Schwäbisch Gmünd. Vom Messelberg aus sind alle drei gut zu sehen.
Daniela Parr