Bürgle
Unser Ausflug an diesem Tag führt uns zum Bürgle. Wir finden den Weg auf den Berg nicht gleich, da eine Fabrik mitten auf der früheren Straße steht und die Wegführung verlegt wurde. Aber schließlich sind wir auf der richtigen Route.
Am höchsten Punkt des Bürgle steht eine kleine Kapelle, die den 14 Nothelfern gewidmet ist. Die Kirche hat es sich nicht nehmen lassen, auf diesem alten Kultplatz zu bauen. Ein Schild zählt die Nothelfer auf und
führt uns die Brutalität des Christentums vor Augen. Der Heilige Georg kommt als Drachentöter daher. Er tötet den alten Glauben an die Göttin, indem er ihr heiliges Tier tötet. Die Heilige Katharina wird mit einem zerbrochenen Rad dargestellt, so dass sie ihre Geschicke nicht mehr lenken kann. Dem Heiligen Dionysius wurde der Kopf abgehauen und dem Heiligen Pantaleon sind die Hände auf dem Kopf festgenagelt. Nach einer kurzen Besichtigung verlassen wir fluchtartig die Kapelle.
Draußen in der Mariengrotte steht eine Marienfigur mit weißem Umhang, die andächtig die Hände vor ihrer Brust faltet. Sie trägt ein hellblaues Kleid unter ihrem Umhang. An ihrem Arm hängt ein Rosenkranz. Ihr gegenüber befindet sich eine betende Frauenfigur, ebenfalls ganz in weiß. Mit den beiden aufgestellten Figuren wird die kleine Höhle im Felsen vollständig besetzt und kommt nicht mehr zur Geltung.
Die Mariengrotte wurde wie die Kapelle an diesem alten Kultplatz installiert, um ihn zu
verchristlichen.
Interessant wird es für uns, als wir uns auf die andere Seite des Felsen begeben. Dorthin führt kein Wegweiser und auch der schmale steile Pfad lädt nicht gerade zu einer Begehung ein.
Die Rückseite des Felsens spricht eine ganz andere Sprache. Hier erkennen wir Spalten und Löcher, die uns sofort an eine oder mehrere Vulven denken lassen. Mehrere rundliche Ausbuchtungen am Stein haben die Anmutung von Brüsten. Ein Quader an der Seite erinnert uns an einen kleinen Altar.
Diese Seite des Bürgle strahlt eine freudvolle und lustvolle Atmosphäre aus. Wir lassen uns in einem Halbkreis aus Steinen nieder und genießen die Sonne.
Heuberg oder HexenbühlDie Straße nach Obernheim schlängelt sich in engen Kurven den Berg
hinauf. Der Heuberg oder Hexenbühl, zu dem wir auf dem Weg sind, liegt
970 Meter über dem Meeresspiegel. Im Volksmund wird er auch Hexenbuckel
genannt.
Oben
auf dem Berg befindet sich die 1000jährigen Eiche, die von einer
Sitzbank umschlossen wird. Direkt neben der Eiche hat die Kirche ein
großes weißes Kreuz aufstellen lassen.
Eine Hinweistafel erzählt das Gedicht "Die Sau unter der Eiche". Es
handelt von einer Sau, die sich aus Langweile nach dem Fressen an den
Wurzeln der Eiche zu schaffen macht. Ein Rabe weist sie zurecht, dann
die Eiche selbst. Beide geben ihr zu verstehen, dass sie sich der
Früchte des Baumes nur erfreuen kann, wenn sie die Wurzeln unbeschädigt
lässt.
Auf
einem weiteren Schild lesen wir, dass der Hexenbühl 1509 zum ersten Mal
urkundlich erwähnt wird. Er wird dort beschrieben als Versammlungsplatz
der Hexen und Unholde aus allen sieben Winden. Sie sollen nachts
zusammen mit dem Teufel hier ihr Unwesen an Mensch und Tier treiben. Das
Hexenbäumlein (= die Eiche) soll der Mittelpunkt der Hexentänze gewesen
sein, habe nie Laub getrieben und sei trotzdem immer grün gewesen. Das
Schild wird von drei Frauen mit Besen geziert. (!)
Wir schauen uns die Stelle, an der die Eiche steht, genau an, können
uns aber nicht so recht vorstellen, dass die Menschen früher an dieser
Stelle Kulthandlungen durchgeführt haben. Dafür liegt sie viel zu
offensichtlich und von allen Seiten gut einsehbar oben auf dem Berg.
Cornelia
führt uns in den Wald daneben. Sie meint, dass dort der eigentliche
Hexentanzplatz gewesen sein könnte. In einem Nadelwald stehen einige
Buchen in einem Kreis. Eine besonders kraftvolle, groß gewachsene Buche
steht in der Mitte. Die Energie ist hier viel höher als an dem
vorherigen Platz. Hinter den im Kreis stehenden Bäumen geht es steil
bergab. Da wir einige Kultplätze kennen, die an Geländeüberhängen
liegen, halten wir diesen Ort für einen geeigneten Ritualplatz.
Zum Auto zurück nehmen wir einen anderen Weg. Dabei sehen wir die
künstlichen Terrassen, die vor langer Zeit an der Seite des Berges
angelegt wurden, um zusätzliche Ackerflächen zu erhalten. Die Überreste
der Befestigungen sind noch heute zu sehen.
Am Nachmittag fahren wir in Richtung Kolbingen, um uns den Frauenfelsen
und die Frauenhöhle anzuschauen. Dabei kommen wir an der touristisch
gut erschlossenen Kolbinger Höhle vorbei. Ganz hinten an der Seite des
Plateaus folgen wir einem schmalen Pfad, der uns zum Frauenfelsen
bringt.
Frauenfelsen
Der
Frauenfelsen wird von einer Baum-Ahnin bewacht, die ihre dürren Äste
schützend über den Felsvorsprung hält. Die Aussicht ins Donautal ist
grandios.
Diesen Anblick kann auch das von der Kirche dort angebrachte Kreuz nicht stören.
Der ganze Felsen ist von weißen Weinbergschneckenhäusern übersät. Wir
erproben unsere Kletterkünste und wagen uns seitlich auf dem Felsen nach
vorne. Hier können wir gefahrlos noch ein ganzes Stück weiter nach
vorne laufen. Dieser Platz eignet sich gut für eine Rast. Das Kreuz
liegt nun hinter uns und ist somit außer Sichtweite.
Frauenhöhle
Auf der anderen Seite steigen wir den Hang hinunter und folgen der
Felswand bis wir vor einem großen Loch stehen. Im Inneren der kleinen
Höhle haben zwei Personen relativ gemütlich Platz. Das lassen wir uns
nicht zwei Mal sagen und klettern hinein.
Drinnen ist es zwar etwas eng, aber es lässt sich tatsächlich gut zu
zweit aushalten. Die Höhlenfenster sind aus löchrigem Kalkstein geformt
und wirken von drinnen sehr ästhetisch.
Kolbinger Höhle
Auf dem Rückweg lassen wir es uns nicht nehmen, auch einen kurzen Abstecher zur Kolbinger Höhle zu machen.
Der Eingangsbereich der Höhle ist gut begehbar und recht beeindruckend.
Die eigentlich Höhle am Ende der zweiten Treppe ist aber leider
verschlossen.
Da auf der Karte weiter unten eine weitere Höhle eingezeichnet ist,
gehe ich um die Felsformation herum und schaue mich dahinter um. Gleich
vorne empfängt mich ein busenförmiger Stein.
Als ich mich an dem steilen Hang noch zirka hundert Meter weiter vorwage, komme
ich
tatsächlich an einer kleinen, etwa fünf Meter tiefen Höhle an. Da sie
voller kleiner Mücken ist, halte ich mich nicht allzu lange auf.
Auf dem Rückweg fräue ich mich sehr über diese kleine Entdeckung am Rande.
Daniela Parr