Region 10
Neckarland, Schwäbische Alb, Schwarzwald

Blaubeuren und das Urgeschichtliche Museum
Ein Ausflug in die Stadt der Göttinnen der Eiszeit
von Daniela Parr



Rund um den Blautopf


Der Blautopf

Obwohl ich schon des Öfteren am Blautopf war, überrascht mich die tiefe azurblaue Farbe immer wieder aufs Neue. Sie entsteht durch die Lichtstreuung des kalkhaltigen Wassers.

Beim Blautopf handelt es sich um eine Karstquelle, also eine Quelle, die aus einem unterirdischen Höhlensystem gespeist wird. Die Tiefe des Blautopfes beträgt 21 Meter. Hier entspringt die Blau, die im 16 Kilometer entfernten Ulm in die Donau mündet.

        

Den Sagen und Erzählungen nach gilt der Blautopf als "bodenlos". Bei Versuchen, die Tiefe mit einem Senkblei zu bestimmen, soll eine Nixe immer wieder das Blei gestohlen haben, so dass die Tiefe nie endgültig bestimmt werden konnte.

Blautopfhöhle

In der Sage steckt durchaus ein Körnchen Wahrheit, da sich das Höhlensystem der Blautopfhöhle direkt an den Blautopf anschließt und in westlicher Richtung erstreckt. Die Blautopfhöhle wurde bis zum heutigen Datum bis auf 10 Kilometer Länge befahren. Gleich zu Beginn erreicht die Blautopfhöhle sehr schnell 42 Meter Tiefe. Das macht Tauchgänge sehr gefährlich, da direkt am Anfang der Höhle die Gefahr eines Tiefenrausches besteht. Dahinter wechseln sich wassergefüllte Gänge mit luftgefüllten Hohlräumen ab. Teilweise können die Hohlräume der Höhle auf dem Landweg erforscht werden. Die bekannteste und größte Halle trägt den Namen "Mörikedom".

alte Mühle

Seitlich des Blautopfs liegt die alte Mühle, in der heute ein Souvenirshop untergebracht ist. Dort werden unter anderem in der Mühle geschmiedete Produkte verkauft.

Der See neben der Mühle schimmert wegen der Schlingpflanzen an seinem Boden meist dunkelgrün. Teile des Sees sind mit Seerosen bewachsen.

Neben dem Wehr steht eine Steinfigur der "schönen Lau". Sie ist die Tochter einer Menschenfrau und eines Wassernix aus dem Schwarzen Meer.

Kloster Blaubeuren

Das Kloster Blaubeuren und die dazugehörige Klosterkirchen befinden sich in unmittelbarer Nähe des Blautopfs. Beide können über ein Hoftor von der Hauptstraße erreicht werden. Hinter dem Tor öffnet sich ein großer Hof mit hübschen Wiesenflächen und dem Klostergebäude mitten darauf. Das Gebäude wird von Erkern und roten Klappläden geziert. Über dem zentralen Fenster ist eine alte Uhr angebracht. Die Klosterkirche liegt ein wenig hinter dem Klostergebäude.

Auf der Wiese gegenüber schaue ich mir den zehneckigen Brunnen an. Sein Wasser schimmert grünlich in seinem Becken. Auf der Mittelsäule steht ganz oben eine Statue und in jede Himmelsrichtung der Säule weist eine wasserspeiende Figur.


Die Höhlen

Vetterhöhle

Über einen schmalen Pfad gleich hinter dem Blautopf kann die Vetterhöhle erreicht werden. Sie liegt recht  unspektakulär unterhalb eines Hanges und ist mit einer großen Bodenplatte abgedeckt, die mit zwei Schlössern gesichert ist. Sie gehört als Seitenast zum Höhlensystem der Blautopfhöhle.

In den 60er Jahren wurden unter Leitung von Karl Vetter an der Felswand eine Grabung vorgenommen, da mehrere Personen von starker Bewetterung der Erdspalten in der Gegend berichteten. In einer Tiefe von 24 Metern fand sich eine Spalte, die schräg nach unten führte und sich bis auf 38 Meter Tiefe fortsetzt. Dort gibt es einen Durchschlupf in die sogenannte "Herbert-Griesinger-Halle" (HGH). Dahinter schließt sich der "Palast der Winde" an, eine wunderschöner Höhlenraum mit Sinterformationen an den Wänden und auf dem Boden. Weitere zehn Meter nach unten kann die größte und schönste Halle mit dem Namen "Walhalla" (70 x 40 x 35 Meter) erreicht werden.

Kurze Zeit darauf konnte über den Drachenfelsgang das "Wolkenschloss" der Blautopfhöhle von der Vetterhöhle aus trockenen Fußes betreten werden.

Seitens der Stadt Blaubeuren gibt es Überlegungen, über die Vetterhöhle einen Besucherzugang zum Blauhöhlensystem zu legen. Eine Anfrage über die Ausstattung der Höhle mit Besuchergängen und elektrischen Leitungen ist bereits erfolgt, eine Entscheidung wurde aber noch nicht gefällt.


Seligengrundhöhle


Ein paar hundert Meter den Berg hinauf, fast direkt neben der Bundesstraße Richtung Seissen, befindet sich der Eingang zur Seligengrundhöhle. Auch sie ist mit einem Gitter verschlossen, das nur für Fledermäuse einen kleinen Spalt frei gibt. Es wird vermutet, dass sie wie die Vetterhöhle mit dem Blautopfsystem verbunden ist. Die Höhle ist bisher bis zur einer Länge von 330 Metern und einer Tiefe von 100 Metern vermessen worden. Auch diese Höhle wurde entdeckt, als an einer bewetterten Felsspalte Grabungen durchgeführt wurden.

Die Höhle weist in ihrem Inneren viele Schächte auf, sowie eine größere Halle von 10 Metern Durchmesser, die "Seissener Halle" genannt wird. Im unteren Bereich der Höhle wurden einige Fossilien gefunden.


Auf dem Rucken

Der sogenannte Rucken ist am besten von Norden aus der Richtung der Jugendherberge zu erreichen.

Große Grotte + Rusenschloss (Ruine Hohengershausen)

Blaubeuren wird rundherum eingerahmt von interessanten Felsformationen. Eine solche Felsformation erhebt sich mitten in der Stadt. Die Hänge des Felsens sind bebaut.

Auf der Hochfläche befindet sich die Ruine der Burg Hohengershausen. Der Felsen wird von einem Kreuz gesäumt.

Gleich darunter liegt eine sehr geräumige Höhle, die schon von weitem zu sehen ist. Sie trägt den Namen "Große Grotte".



Klötzle Blei am Metzgerfelsen

Der Felsen am südlichen Ende des Ruckens nennt sich Metzgersfelsen. In Anlehnung an die Sage der Nixe, die im Blautopf immer das Blei-Lot gestohlen hat, wurde dort an einem Schild das "Klötzle Blei" angebracht.

Dazu passend der Schwäbische Zungenbrecher:
"S leit a Klötzle Blei glei bei Blaubeura -
glei bei Blaubeura leit a Klötzle Blei."




Das Urgeschichtliche Museum

 
Das Urgeschichtliche Museum liegt gleich am Anfang der Fußgängerzone in den verträumten Gassen der Altstadt. Seitdem es erweitert wurde, ist der Eingang auf die andere Seite gewandert und führt jetzt durch eine Glastür in einem hübschen Fachwerkhaus in die geräumige Lobby. Das Museum bietet neben einer ständigen Ausstellung auch welchselnde Sonderausstellungen.

Im Erdgeschoss informiert die ständige Ausstellung mit vielen Fundstücken über das Leben und die Ernährungsgewohnheiten der Menschen in der Eiszeit. In den Vitrinen werden Werkzeuge der Steinzeitmenschen gezeigt und Handwerkstechniken dargestellt, sowie der damals angefertigte Schmuck ausgestellt.

Im Obergeschoss sind sehr sehenswerte Nachbildungen von Göttinnenfiguren aus ganz Europa ausgestellt, die in dieser Vielfalt einzigartig sein dürften. Leider ist es nicht erlaubt, die Göttinnen zu fotografieren, da die Universität Tübingen die alleinigen Foto- und Verwertungsrechte besitzt.

Ein weiterer Raum ist den Männerdarstellungen der Steinzeit gewidmet. Da viel weniger Männerdarstellungen gefunden wurden, beschränkt sich die Auswahl hier auf drei Exponate. Bei einem Stück wird beschrieben, dass es sich sowohl um eine Göttin handelt, als auch um die Darstellung eines männlichen Geschlechtsteils.

Uns freut es sehr, dass die Göttin vom Hohle Fels nach einer langen Ausstellungsphase im Stuttgarter Landesmuseum 2014 wieder in ihre Heimat zurückgekehrt ist. Das früher recht kleine Museum wurde extra umgebaut und erweitert, um der Urmutter in ihrer angestammten Heimat ein Zuhause zu bieten.

Die wenige Zentimeter große Figur ist in einem abgedunkelten roten Raum in einer Vitrine mit Panzerglas gesichert ausgestellt. Durch die Beleuchtung ist sie gut von allen Seiten zu sehen. In einer Sitznische kann über einen Ohrhörer das Interview mit dem Ausgrabungsleiter angehört werden. Leider kommt die Ausgräberin nicht zu Wort.

Ein Raum widmet sich komplett den Musikinstrumenten der Steinzeit. Der Klang der Instrumente kann hier angehört werden, unter anderem wird eine schöne Melodie auf der Flöte aus Schwanenknochen gespielt, die im Geißenklösterle gefunden wurde.


2010: Protestbrief von Sirilya Dorothee von Gagern

Sirilya Dorothee von Gagern schreibt bezüglich des fragwürdigen Ausstellungstitels „Urmutter contra Pin-Up-Girl“ an die AusstellungsmacherInnen ...



2010: Protestbrief des Rates der Großmütter
Auch der Rat der Großmütter schreibt bezüglich des fragwürdigen Ausstellungstitels „Urmutter contra Pin-Up-Girl“ einen Protestbrief
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Daniela Parr