Region 10
Neckarland, Schwäbische Alb, Schwarzwald
Die Gegend um Pfullingen
Mädlesfelsen und Ursulaberg
Daniela Parr
Diese Reisebeschreibung folgt dem langgstreckten Urselberg bei Pfullingen, einem nördlichen Ausläufer der Hochfläche der Schwäbischen Alb. Die Enden des Plateaus ragen am Ende der Alb wie Finger in die Ebene hinein.
Der Mädlesfelsen
Der Urselberg bei Pfullingen ist ein sogenannter Ausliegerberg, der nur durch einen schmalen Grat mit der Hochfläche der Schwäbischen Alb verbunden ist. Einer seiner nordöstlichen Ausläufer ist der Mädlesfelsen, ein hoch aufragender weißen Fels, der von den umliegenden Erhebungen Achalm und Georgenberg gut zu sehen ist.
Fotos: Blick vom Mädlesfelsen auf den Georgenberg (ehemaliger Vulkankrater)
Ich erreiche den Mädlesfelsen von der Gaststätte am Übersberg aus. Von
dort ist er einen Kilometer entfernt und erfräulich gut
ausgeschildert. Ich stelle fest, dass das Gebiet um den Mädlesfelsen herum sich Mädchenhalde nennt. Die Bezeichnung Mädchen findet sich hier überall in vielfältiger Form. Auf meiner Anreise bin ich an einem Schild "Mädchenhaldeweg" vorbeigefahren.
Über den Mädlesfelsen wird die von vielen Orten bekannte Sage des "Jungfernsprunges" erzählt:
(Gefunden auf der Seite www.pfullingen.de)
"Dort soll einst ein Fräulein, ein "Mädle", gesessen haben;
wahrscheinlich war es ein Nachtfräulein der Urschel. Mit langen, dünnen
Nadeln strickte es an einem seidenen Schal. Es war herrlich hier oben!
Die klare, frische Luft, das fröhliche Zwitschern der Vögel und die
wärmenden Sonnenstrahlen taten dem Nachtfräulein offensichtlich gut.
Versonnen blickte es immer wieder von seinen Stricknadeln auf und sah
ins Tal hinab. Doch plötzlich wurde diese Ruhe jäh unterbrochen. Das
Fräulein schreckte an lautem Hundegebell auf. Der ganze Berg mitsamt dem
Fels schien zu zittern und zu beben, und als sich das Nachtfräulein
erschrocken umdrehte, sah es einen Jägersmann zu Pferd inmitten einer
Hundemeute auf sich zukommen. Der Kerl hatte mit dem zarten Geschöpf
wahrlich nichts Gutes im Sinn. Mit hämischem Grinsen und feurig
funkelnden Augen ritt er auf das Mädle zu, das hilflos und verzweifelt
am nahen Abgrund stand. Ängstlich umklammerte es sein Strickzeug. Das
arme Fräulein muss sich sehr bedrängt gefühlt haben, und nachdem jeder
Fluchtweg zurück zum Übersberg durch die Hunde versperrt war, blieb ihm
in seiner ganzen Not nur noch der Sprung über den Felsen! Doch wie durch
ein Wunder kam das Nachtfräulein unversehrt unten im Tal an und lief
mit schnellen Schritten über die Wiesen und Felder. "Nichts leichter als
das! " dachte der Bösewicht und setzte mitsamt seinem Pferd ebenfalls
zum Sprung an, der ihn, dem Nachtfräulein nach, zu Tal bringen sollte.
Leider hatte der Jäger die Rechnung ohne die Urschel gemacht, die dafür
sorgte, dass ihr Nachtfräulein sicher im Tal ankam. Plötzlich hörte das
Fräulein, während es ganz erleichtert durchs Arbachtal eilte, ein lautes
Krachen. Als es sich entsetzt umdrehte, sah es den Jäger samt Pferd
leblos untern am Fuß des Felsens liegen. Die Urschel hatte wohl dafür
gesorgt, dass Pferd und Reiter am Felsvorsprung zerschellten. Der Felsen
aber trägt seit diesem Geschehen den Namen "Mädlesfels"."
Ursulahochberg
Ein weiterer sehenswerter Ort, der sogenannte Urselhochberg, folgt am Wanderweg in Richtung Westen. Auf der Anhöhe des Berges finde ich eine beschauliche Lichtung vor, in deren Mitte eine Oase aus Bäumen liegt. Auf den
Bänken neben der Grillstelle lege ich eine Pause ein.
Ein Baum an der Seite trägt schon herbstliches Laub. Ich fühle mich von Frau Ursel gegrüßt.
Das gesamte Gebiet des Ursulahochberges steht unter Naturschutz. Es ist aber erlaubt, die Wiese auf dem vorhandenen Weg zu überqueren.
Wollenfels
Der Wollenfels liegt gleich hinter dem Urselhochberg ein wenig im Wald versteckt. Auch dort lockt eine Bank zum Verweilen. Der Blick ins Tal auf die Ortschaften
Zellertal, Echaztal und Holzelfingen ist gigantisch. Vom letzten Regen hängen die Wolken tief und verleihen dem Tal eine ganz besondere Aura.
Hörnle
Der vordere Teil des Ursulaberges wird als Hörnle bezeichnet. Hier befinden sich der aus Holz geschnitzte schlafende Graf und der Remselestein.
Remselestein
Hier an diesem Stein wurden für die Urschel von den Fuhrleuten die sogenannten Remmsele als Gaben abgelegt. Mit diesem Knopf, der im Gegensatz zum normalen Knopf fünf Löcher hat, wurde um eine gute Fahrt gebeten.
schlafender Graf
Als ich das Hörnle hinaufsteige, treffe ich zufällig auf eine Führung. Der Führer der Gruppe stellte sich als der Künstler heraus, der den schlafenden Grafen gestaltet hat.
Der Sage nach war der Graf nach einer Jagdgesellschaft verschwunden. Er hatte die Orientierung verloren. Da er im Wald übernachten musste, legte er sich auf ein Stück Moos am Wegesrand. Als er morgens gefunden wurde, erzählte er, dass er auf diesem "Pfulben" ganz ausgezeichnet geschlafen habe. Es wird gesagt, dass Pfullingen seitdem den Pfulben, also ein Kopfkissen, im Stadtwappen hat.
Als kleine Anekdote erzählt der Führer der Gruppe, dass er ab und zu die hölzerne Feder am Hut des Grafen ersetzen muss, da sie von Zeit zu Zeit gestohlen wird.
Aussichtsturm
Vom Mädlesfelsen aus ist der interessant geformte Doppelturm auf dem Schönberg gut zu sehen. Der Aussichtsturm wurde von einem Ehrenbürger der Stadt Pfullingen gestiftet. Da er auf zwei weißen Beinen steht, hat er im Volksmund den Namen "Pfullinger Onderhos" erhalten. Die kreative Benennung des Turmes wurde beim 100jährigen Jubiläum umgesetzt, in dem der Turm einen Monat lang mit einer großen Unterhose verhüllt wurde. Der Entwurf des Turms war ursprünglich für das Leipziger Völkerschlachtdenkmal vorgesehen.
Daniela Parr