Region 10
Neckarland, Schwäbische Alb, Schwarzwald


Die Gegend um Tübingen und Reutlingen

Achalm, Georgenberg, Salmendinger und Wurmlinger Kapelle
Daniela Parr


In der Gegend um Tübingen und Reutlingen finden sich viele Zeugenberge und erloschene Vulkankrater.

Diese Erhebungen am nördlichen Ausläufer der Schwäbischen Alb, sowie der Albrand, der in die Ebene übergeht, sind schon von weitem zu sehen.


Achalm
Ein Zeugenberg

Schon vom Parkplatz auf halber Höhe des Berges können wir die runde Erhebung der Achalm sehen. Ein Schild informiert uns, dass das Restaurant am Fuße der Achalm 600 Meter entfernt ist. Auf dem Hang gegenüber sehen wir eine breite Spur im Gras auf der Wiese. Wir überlegen kurz, ob wir den Weg abkürzen sollen, entscheiden uns dann aber für den befestigten und etwas längeren Weg.

Einer Hinweistafel kurz vor dem Restaurant entnehmen wir, dass wir schon vor dem Restaurant einem Pfad den Berg hinauf folgen müssen. Schon auf den ersten Metern des Weges können wir eine wundervolle Aussicht auf Reutlingen und den gegenüberliegenden
Georgenberg genießen. Auch die Hochfläche der Schwäbischen Alb mit ihren fingerartigen Ausläufern sieht beeindruckend aus.

Die Achalm ist nicht vulkanischen Ursprungs und wird als sogenannter Zeugenberg bezeichnet. Sie hat sich aus einem größeren Gesteinsverband durch Erosion nach und nach gelöst und zu einem freistehenden Berg entwickelt.

Schon auf dem Weg nach oben können wir das Juragestein des Berges bewundern. Es lugt immer wieder hier und da aus dem Wiesen heraus und formt kleinere und größere Felsformationen.

Nach einer steilen Wegbiegung tauchen wir in das Waldgebiet ein. Viele Bäume sind von Efeu umrankt. Auch im Winter und ohne Laub wirkt dies sehr magisch. Auf der rechten Seite erhebt sich ein langes Felsstück, auf dem sich das Hochplateau der Achalm befindet.

Auf der 707 Meter hohen Ebene liegen die Reste einer mittelalterlichen Burg. Wir sind überrascht, wie groß das Plateau ist. Es erstreckt sich in zwei Richtungen. Teilweise liegt hier oben sogar noch Schnee auf den Wegen. Der Aussichtsturm, der nicht zur alten Burganlage gehört, wurde 1838 erbaut und einem sogenannten Bergfried nachempfunden. Im Turm führt am äußeren Rand eine offene Stahltreppe nach oben. Unsere Schritte hallen beim Hinaufsteigen durch den ganzen Turm. Schwindelfreiheit ist hier von Vorteil.

Draußen auf der Aussichtsplattform ist es sehr windig und entschieden kälter als am Fuße des Turms. Trotz der Kälte studieren wir ausgiebig eine Kupferplatte, auf der alle Berge und Sehenswürdigkeiten der Umgebung mit Richtungsangabe nachzulesen sind.

Als es uns zu kalt wird, verlassen wir den Turm und machen noch einen kurzen Abstecher zum zweiten Plateau auf der anderen Seite der Ebene. Hinter einer Mauer geht es dort steil bergab. Das Plateau endet hier abrupt.

Auf dem Rückweg nehmen wir die Abkürzung über die Wiese. Da das Gras sehr feucht ist, kommen wir mit völlig lehmverdreckten Schuhen zum Auto zurück.


Georgenberg
Ein erloschener Vulkankrater

Gegenüber der Achalm liegt der Georgenberg zwischen Pfullingen und Reutlingen. Im Gegensatz zur Achalm handelt es sich bei ihm um
einen erloschenen Vulkankrater. Das Magma eines Vulkanausbruchs drängte hier mit Macht an die Oberfläche und bildete einen Schlot aus. Heute ist diese rundliche Erhebung erhalten geblieben.

Es handelt sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen alten Kultplatz, da der Berg mit der 1489 urkundlich erwähnten Georgskapelle bebaut wurde. Der Platz wurde verchristlicht, um den alten Ritualen Einhalt zu gebieten. Als Namenspatron wurde der Drachentöter Georg ausgewählt, der überall dort in Erscheinung tritt, wo der alte Glaube ausgerottet werden sollte. Es wurde versucht, durch die Neubenennung die frühere Bedeutung des Berges in Vergessenheit geraten zu lassen.

         

Auf der Seite der "Höhenraststätte" gibt es keinen guten Parkplatz, da die Straßen hier zu eng sind und das Parken nicht erlaubt ist. Auf dieser Seite führt nur ein Fußweg auf den Berg. Auf der Südseite finde ich einen gut  ausgeschilderten Parkplatz. Von dort aus ist der Gipfel durch ein Schrebergartengebiet gut zu erreichen. Auch bei Spaziergängerinnen mit Hund ist diese Region sehr beliebt.

Zuerst folge ich ein Stück dem gepflasterten Weg durch die Schrebergärten. Einige Grundstücksbesitzer treffen dort bereits erste Vorbereitungen, um ihren Garten für den Frühling
fit zu machen. Schließlich biege ich auf einen bergauf führenden Weg in ein kleines Wäldchen ab. Sogleich fühle ich mich wie in einer anderen Welt. Der Weg windet sich in steilen Kurven nach oben.

Schließlich enden die Bäume. Sofort wird es windiger. Als ich den Gipfel erreiche, weht mir ein kalter Wind um die Nase. Eine hier oben angebrachte Platte informiert über die Berge und Orte der Umgebung. Ich schaue eine ganze Zeit lang dem Sonnenuntergang zu. Als es mir schließlich zu kalt wird, mache ich mich auf den Rückweg.


Salmendinger Kapelle
Ein Zeugenberg

    

    


Wurmlinger Kapelle
Ein Zeugenberg
 
In der Nähe von Tübingen erhebt sich auf dem Kapellenberg bei Wurmlingen die Wurmlinger Kapelle. Bei der auch als Wurmlinger Berg bezeichneten Erhebung handelt es sich um einen Zeugenberg. Der Stubensandstein des Berges hat der Verwitterung besser widerstanden, als seine Umgebung und dabei diesen fast runden Berg gebildet, der schon von weitem sichtbar ist.

Vom einem Parkplatz an seinem Fuß führt ein Kreuzweg nach oben: ein sicheres Indiz, dass es sich um einen vorchristlichen Kultplatz handelt, der durch den Kreuzweg vereinahmt und christianisiert werden musste. Auch die Form des Berges deutet auf einen Kultplatz hin. Bauchige Berge wurden von alters her als der schwangere Bauch von Mutter Erde verehrt. Parallel zum Kreuzweg verläuft ein sehr informativen Wein- und Obstlehrpfad, der interessante Einblicke in die Pflanzenwelt der Umgebung vermittelt.

Die Kapelle auf dem Wurmlinger Berg ist dem heiligen Remigius geweiht. Sie wurde auf einer romanischen Krypta von 1150 erbaut. Um die Kirche herum erstreckt sich ein kleiner Friedhof.

Von Mai bis Oktober ist es möglich, die Kapelle an Sonntagen von 10-16 Uhr zu besichtigen. An den anderen Tagen kann der Schlüssel gegen Gebühr beim katholischen Pfarramt in Wurmlingen ausgeliehen werden. Da wir an einem Samstag dort sind, ist die Kapelle verschlossen.

Eine Wanderung auf den Wurmlinger Berg lohnt sich alleine schon wegen der wunderschönen Aussicht über die malerischen Dörfer und lauschigen Weinberge.


Menhir von Tübingen-Weilheim

Am Rande von Tübingen-Weilheim, gleich am Feldweg hinter einem Bauernhof, befindet sich dieser Monolith aus Stubensandstein. Er ist als Menhir von Weilheim oder auch als Weilheimer Stele bekannt und wurde beim Bau eines Hauses am Herrenweg gefunden.

Es handelt sich um eine Nachbildung, die 50 Meter vom eigentlichen Fundort aufgestellt ist. Das Original befindet sich im Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg in Konstanz.

Die Vorderseite des Menhirs ziert eine Darstellung von fünf Dolchklingen. Daneben sind Sonne und Mond abgebildet. Auf der Rückseite befinden sich mehrere herausgearbeitete Vertiefung, sogenannte Näpfchen.

Mit seinen Verzierungen ist der Menhir nördlich der Alpen einzigartig. Nur südlich der Alpen existieren ähnliche Menhire.


Grabstele Tübingen


Die Tübinger Grabstele befindet sich mitten in einem Wohngebiet. Der kleine Park liegt so unauffällig
zwischen den zweistöckigen Wohnhäusern, dass ich erst einmal daran vorbeifahre.

         

Nachdem ich ganz in der Nähe geparkt habe, betrete ich die Grünfläche. Ganz hinten kann ich einen Kinderspielplatz entdecken, der aber um diese Zeit noch nicht genutzt wird.

Daniela Parr