Region 9
Magdeburger Börde,  Lausitz und Spreewald, Leipziger Bucht, Sächsisches Hügelland, Erzgebirge

Eine Rundfahrt im Dreieck der Göttin
Dölau - Langeneichstädt - Steigra - Goseck
von Daniela Parr


Dölauer Jungfrau

Von Halle an der Saale aus machen Doreen und ich uns auf den Weg zur Jungfrau von Dölau. Bisher haben wir sie nur auf Fotos gesehen.

Verwundert stelle ich fest, dass unser Navigationssystem für die letzten drei Kilometer fünfzehn Minuten Fahrtzeit anzeigt. Wir hegen leise Zweifel an der von uns gewählten Reiseroute. Schließlich hören wir: "Biegen Sie links ab und nehmen Sie die Fähre!" Wir stehen vor der Saale.

Ein Schild teilt uns das Offensichtliche mit: hier gibt es keine Brücke. Nach einem hysterischen Lachanfall unsererseits legt auch schon die Fähre an und wir werden mitsamt unseres Autos auf die andere Seite geschippert. Die Saale ist an dieser Stelle nicht besonders breit, so dass wir uns schon wenige Minuten später auf der anderen Seite des Flusses befinden.

Kurz darauf kündigt das Schild "Jungfrauenweg" an, dass wir unser erstes Ziel erreicht haben. Wir finden den Dölauer Menhir am Rande einer Kleingartenanlage in der Nähe der Straße zwischen Brachwitz und Dölau.

Dort angekommen umrunden wir die Steinahnin und lassen auf uns wirken, wie sie sich stolz dem Himmel entgegen reckt. Der Platz, auf dem die Dölauer Jungfrau steht, hat eine schöne Energie und lädt zum Verweilen ein. Nacheinander lehnen wir uns an den Menhir und genießen die Sonne. Dies geht besonders gut in der von Friedericke Bleul-Neubert beschriebenen Kuhle im Stein. Schließlich holen wir Essen und Getränke aus dem Auto und lassen uns bei der Menhirfrau nieder, um ein wenig mit ihr zu essen und zu plaudern.


Die Dolmengöttin von Langeneichstädt

Bei Feldarbeiten wurde in Langeneichstädt ein außergewöhnliches Langsteingrab aus dem Mesolitikum gefunden. Es ist auf 3.200 -2.700 v.u.Z. datiert. Das Besondere an diesem Fund war, dass bei den nachfolgenden archäologischen Ausgrabungen unter den Decksteinen des Langsteingrabes eine Menhirstatue zum Vorschein kam. Diese besteht aus hellgrauem Sandstein und ist um einiges älter als das Steinkammergrab. Diese Steinstele kam sogar zeitweise als Deckplatte zum Einsatz. In der Literatur wird sie als eindeutig weiblich anerkannt und als Dolmengöttin bezeichnet. Eine Replik der Steinfrau steht heute neben dem Langsteingrab. Das Original wurde ins Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle gebracht und wird seitdem dort ausgestellt.

Der Körper der Dolmengöttin ist an der Seite stark geglättet. Es sieht aus, als ob sie eine Taille hat. Diese Einbuchtungen sollen durch häufiges Berühren der Statue im Rahmen von rituellen Feierlichkeiten entstanden sein.

Auf dem Boden des Langsteingrabes wurden Schmuckstücke aus Tierzähnen, Kupfer, Knochen und Bernstein geborgen.

Auf der Vorderseite beeindruckt die Menhirgöttin vor allem durch ihr außergewöhnliches "Gesicht." Dieses wird nur mit einem Oval und ein paar geraden Linien darin angedeutet. Trotzdem sieht es so aus, als ob sie milde lächelt und die Betrachterin aus gütigen Augen anschaut.


Rase
nlabyrinth Steigra

Das Rasenlabyrinth von Steigra wird auf einem Holzschild am Eingang als "Troyaburg" bezeichnet. Im Inneren des von Hecken gesäumten Geländes spazieren gerade eine Frau, ein Kind und ein Mann durch die
geschwungenen Linien, die hier in die Erde gegraben sind.

Wir können sofort beim Betreten des lauschigen Hains die Ruhe des Ortes spüren. Dies erscheint uns umso verwunderlicher, da das Labyrinth direkt an der Bundesstraße liegt. Beim Gehen des Labyrinths stimmt Doreen das Lied "Meine Füße fest auf Mutter Erde" an. Auch wir finden, wie Friederike Bleul-Neubert, dass dieser Gesang vorzüglich zu diesem Labyrinth passt.

Danach unternehmen wir noch einen schnellen Abstecher zu dem kleinen Hügelgrab auf dem Gelände. Zum Abschluss unseres Besuches ruhen wir uns unter dem großen alten Lindenbaum aus, der direkt neben dem Labyrinth steht.

Von der sogenannten Trojaburg in Steigra wird gesagt, dass sie das wahrscheinlich älteste erhaltene Rasenlabyrinth in Deutschland sei. Die Entstehungszeit des Labyrinths ist unklar, da sie schlecht datiert werden kann. Der Name Schwedenring könnte auf eine Errichtung im Dreißigjährigen Krieg hindeuten. Das Labyrinth ähnelt gleichartigen Anlagen in Schweden. Es wäre allerdings auch ein germanischer oder noch älterer Ursprung denkbar, da in unmittelbarer Nähe das kleine, von einem Menhir gekrönte Hügelgrab gefunden wurde.

Das Labyrinth wird bis heute sorgfältig von den Einwohnern Steigras gepflegt und regelmäßig neu ausgestochen.

Am letzten Wochenende im April feiern die Bewohnerinnen von Steigra die Befreiung der Sonne in Gestalt einer Jungfrau. Ein junger Ritter muss sie aus den Fängen des Drachens befreien, der den Winter repräsentiert.


Sonnenobservatorium Goseck


Die im Jahr 1991 aus der Luft entdeckte jungsteinzeitliche Kreisgrabenanlage von Goseck wird auf das Jahr 4.800 v.u.Z. datiert. Sie gilt als einer der frühesten archäologischen Belege für systematische Himmelsbeobachtungen.

Ihre Rekonstruktion erfolgte 2005. Entsprechend der Ausgrabungsfunde wurden Holzpfosten aufgestellt, so dass das vorgeschichtliche Sonnenobservatorium heute ganz ähnlich aussieht, wie es von unseren Vorfahrinnen damals gebaut wurde. Im äußeren Ring besteht die Anlage aus einem kreisförmigen Graben, dann folgen zwei konzentrische Palisadenringe. Es gibt drei mit Wangen eingefasste Tore: nach Norden, Südosten und Südwesten. Diese dienen als Peilvorrichtungen, um die genauen Zeitpunkte der Sonnenwenden zu bestimmen. Auch der Termin 1. Mai kann an diesen Toren abgelesen werden.

Am Mittelpunkt der Anlage ist die Akustik phantastisch. Ein Händeklatschen wird von den Wänden gut hörbar zurückgeworfen. Aber auch der umgekehrte Effekt ist offenbar beabsichtigt. Die beiden Außenpalisaden schirmen Geräusche von außen ab. Dies erzeugt eine ruhige und entspannte Atmosphäre im Inneren der Kreisgrabenanlage, die gut erspürt werden kann.

 Auch eine Funktion der Anlage als Versammlungsort sowie als Handels- und Gerichtsplatz wird angenommen. Im nahegelegenen Informationszentrum auf Schloss Goseck ist die zu der Außenanlage gehörige Museumsausstellung zu finden. Unter anderem sind dort Fotos der Ausgrabungen und der schrittweisen Rekonstruktion der Anlage ausgestellt. Auch über das Leben der damaligen Menschen wird berichtet.

Daniela Parr