Region 8
Thüringer Becken, Vogtland, Thüringer Wald


Entdeckungen in Thüringen
Hexenstein, Gleisberg, Ettersberg, Geisterhügel

Daniela Parr


Umgebung von Erfurt

Hexenstein bei Gehren

Über den Hexenstein bei Gehren sind nur ganz wenige Informationen im Internet zu finden. Umso gespannter bin ich, was mich dort erwartet. An der Stelle, an der der Hexenstein laut meiner ausgedruckten Karte liegen soll, befindet sich allerdings nur eine Kreuzung von Waldwegen. Das kann er beim besten Willen nicht sein. An diesem verregneten Tag ist weit und breit niemand im Wald unterwegs, so dass ich nicht nach dem Weg fragen kann. Ich beschließe, ein Stück weiter dem Wanderweg zu folgen. Er verläuft schnurgerade ohne Anstieg weiter: von einem Felsen keine Spur.

Schließlich treffe ich doch noch überraschend eine Frau und einen Mann, die sich vom Wetter nicht abschrecken ließen. Die beiden stammen aus der Gegend. Sie sagen, dass sie bisher nur einmal am Hexenstein gewesen seien und ihn dann auch nur zufällig gefunden hätten. Er verstecke sich ansonsten ganz gut im Wald. Das glaube ich sofort. Sie zeigen mir die ungefähre Richtung.

An der nächsten großen Kreuzung von Waldwegen ist die Entfernung zum Hexenstein erfreulicherweise mit 1,2 Kilometern ausgeschildert. Zweihundert Meter weiter folgt ein Schild, auf dem 1,4 Kilometer angegeben werden. Die Richtung bleibt allerdings die gleiche. Laut fluchend laufe ich weiter, um nach 800 Metern am Hexenstein anzukommen: eine interessante Beschilderung.

     

Oberhalb des Hexensteins befindet sich ein Plateau mit einer überdachten Sitzbank, das ich zuerst für den Hexenstein halte. Die Frau vorhin hatte allerdings etwas von "Hinuntersteigen" erzählt. Als ich mich genauer umschaue, entdecke ich einen kleinen seitlichen Pfad, der den Hang hinunterführt. Unten finde ich dann tatsächlich einen wunderhübschen Felsvorsprung, von dem aus sich eine phantastische Aussicht in das kleine lauschige
Tal darunter eröffnet. Unten höre ich das kleine Bächlein rauschen. Ansonsten ist es sehr still hier oben.

         

Die roten Vogelbeeren rund um den Hexenstein sind eine kleine Aufheiterung an diesem ansonsten recht trüben und regnerischen Tag. Die Gegend macht auf mich den Eindruck, als ob der Boden hier selbst im Sommer nie richtig trocken wird: ein richtig fruchtbares Fleckchen Erde.


Umgebung von Jena
Alter Gleisberg bei Graitschen

Auf dem Alten Gleisberg soll sich eine frühgeschichtliche Höhensiedlung befunden haben. Es existieren Ausgrabungsfunde aus dem frühen Neolithikum, dem Mittelalter, der Bronzezeit und der Eisenzeit. Gefunden wurden sowohl eine Brunnenbefestigung, als auch Reste von Handwerkserzeugnissen. Der Berg wurde also über einen ganz langen Zeitraum von unseren Vorfahrinnen sowohl kultisch, als auch als Wohnstätte genutzt.

    

Schon von der Straße aus ist der Berg gut zu erkennen. Ich parke in einem schmalen Feldweg und folge dem gewundenen Pfad, der sich in mehreren Etappen um dem Berg herum nach oben schlängelt. Als ich aus einem kleinen Wäldchen heraustrete, eröffnet sich der Blick auf das weiträumige Höhenplateau. Sowohl das
gesamte Plateau des Alten Gleisberges, als auch die nähere Umgebung stehen unter Naturschutz.

         

Der Alte Gleisberg bildet eine Schanze. Von einer Seite steigt er flach an, auf der anderen Seite fällt der Hang steil ab. Es bietet sich ein wundervoller Ausblick auf die umliegenden Dörfer in der Ebene, die schließlich wieder von kleineren Hügeln unterbrochen wird.


Rothenstein

Der Ort Rothenstein und der gleichnamige Berg liegen südlich von Jena und westlich der Saale. Die alte Salzstraße von Nürnberg nach Leipzig führte bei Jena durch die Engstelle des Tales beim Rothenstein. Hier befand sich die Furt durch die Salle. Alle Händlerinnen mussten daher dieses Tal passieren. Für Jena war dies gleich auf zwei Arten günstig. Zum einen konnten Wegezölle kassiert werden, zum anderen war die Stadt ein idealer Marktplatz für die mitgebrachten Waren.

         

Im Jahre 1969 wurde das Plateau zum Militärgebiet erklärt. Im Jahre 2004 setzte sich eine Bürgerinitiative dafür ein, das Aussichtspunkt auf dem Rothenstein wiederanzulegen. Heute befindet sich dort unter anderem eine Bühne, auf der im Sommer die verschiedensten Veranstaltungen stattfinden. Gleich gegenüber ist der Oelknitz-Berg zu sehen, an dem mehrere Frauen-Statuetten ausgegraben wurden.

Fundort Oelknitz

Bei archäologischen Ausgrabungen am Helenenberg in Oelknitz fand man mehrere Frauen-Statuetten, die heute im Landesmuseum für Ur- und Frühgeschichte ausgestellt sind. Auch menhirförmige Kultstelen aus Buntsandstein wurden dabei freigelegt. Eine davon ist heute noch auf dem Helenenberg zu finden.

          

Es wird davon ausgegangen, dass das mittlere Saaletal schon vor 12.000 Jahren schon besiedelt war. Ein Schild informiert darüber, dass die Rentierjägerinnen und Sammlerinnen der Steinzeit hier Feuerstein- und Knochenwerkzeuge, aber auch stilisierte Frauenfiguren und auf Flußgeröll eingeritzte Tierdarstellungen hinterlassen haben.

Der Berghang zur Saale hin ist mit Felsformationen aus rotem Sandstein übersät. Die Stele oben auf der Bergspitze liegt direkt unter einer Buche und einer Eiche, die sich umschlingen. Diesen Plätzen wird von Geomanten eine hohe Energie nachgesagt.

Hausberg bei Jena


Der sogenannte Hausberg ist ein Muschelkalkberg, der sich im Osten von Jena erstreckt. Von der Seite erinnert seine Form an eine Rampe. Auf der anderen Seite mündet der Hausberg in den Gebirgszug der Wöllmisse.

         

Ein beliebtes Wanderziel ist der Fuchsturm. Er ist einer der letzten Reste von vier Burgen, die sich früher auf dem Hausberg befanden.

Hinter dem Fuchsturm stehen 36 verschiedenartige Steine in einem Kreis. Es handelt sich um die 1936 eingerichtete und kürzlich wieder restaurierte Weihestätte des Bundes der Thüringer Berg-, Burg- und Waldgemeinden. Die Sammlung wurde zusammengetragen, um einen geologische Überblick über die um Jena herum vorkommenden Gesteinsarten zu geben.

    

Nur wenige Meter weiter sind die Mauerreste der ehemaligen mittelalterlichen Burg Wintberg zu sehen. Ein Schild informiert darüber, dass die Funktion der Räumlichkeiten unbekannt ist. Desweiteren ist von einem Kapellenbau ganz in der Nähe die Rede. Da die Kirche sich gerne durch Überbauung alte Kult- und Ritualplätze angeeignet hat, könnte es sich um einen alten, von der heimischen Bevölkerung für Rituale aufgesuchten Kraftplatz handeln.


Umgebung von Weimar
Ettersberg

Vom Parkplatz an der Hauptstraße gelangt frau in den malerischen Schlosspark in Ettersberg. Das Schloss beherbergt heute ein Hotel und kann leider nicht besichtigt werden. Viel interessanter ist allerdings die Parkanlage, die gleich gegenüber zum Landschaftspark wird. Ein zirka 900 Meter langer Grünstreifen mit wildem Rasen erstreckt sich den
gegenüberliegenden Hügel hinauf. Ein Schild informiert darüber, dass er das Überbleibsel eines ehemals zehnstrahligen sogenannten "Jagdsterns" ist. Einer der 10 "Strahlen" wurde freigeschnitten und rekonstruiert.

Der Weg führt an markanten Bäumen vorbei, deren Wuchsform klar erkennen lässt,
dass der Weg einer alten Kraftlinie folgt. Dies war bei der Anlage von Schlossgärten gang und gäbe.

Am seinem oberen Ende mündet der Grünstreifen auf einen Platz, von dem aus mehrere Weg strahlenförmig abzweigen. Ich finde ein Holzschild mit der Aufschrift "Neun-Linden-Allee".
Hier hat sich früher ein Lindenkreis befunden.

Stellvertretend für die neun alten Bäume, die wegen Umsturzgefahr gefällt werden mussten, liegt jeweils ein bahnschwellenförmiges Stück Holz der früheren Bäume in einem Kreis. Die Mitte des Platzes wurde mit jungen Bäumen bepflanzt, die teilweise aus den
Baumresten der alten Bäume herauswachsen. Auch kleine Baumschösslinge sprießen aus dem alten Holz heraus: alles macht an diesem Ort den Eindruck von wild überbordender Natur.

         

Vor einem Baum liegt eine sternförmige Plattform mit 10 Zacken, passend zum zehnstrahligen Jagdstern. Bestimmt verliefen früher die 10 Wege in die von den Zacken angezeigten Richtungen. Ein paar der Wege existieren heute noch als Wanderwege.

Obwohl die Baumreste in der Mitte des Platzes vom Regen feucht sind, machen sie einen sehr einladenden Eindruck. Ich verweile dort eine ganze Weile und genieße die sehr angenehme Energie des Ortes. Kaum zu fassen, dass das KZ Buchenwald nur zwei Kilometer Luftlinie entfernt ist.

Auf dem Rückweg schaue ich mir die seitlichen Wälle neben dem Grünstreifen im Wald an. Da gerade Ausgrabungen stattfinden, ist das Innenleben der Wälle freigelegt. So kann ich mir den Aufbau eines solchen Bauwerkes einmal genau anschauen.


Umgebung von Gera
Menhir von Waldeck

In der Nähe von Waldeck, nahe Gera, befindet sich in einem Waldstück der Hohe Stein, Große Stein oder auch Aktivistenstein genannte Menhir. Gleich neben dem Stein wurde bei Ausgrabungen eine steinzeitliche Axt gefunden.

Ob der Menhir noch an seinem ursprünglichen Standort steht ist unklar. Der Wald wurde auf Vorschlag Johann Wolfgang von Goethes hin verschönert. Zu diesem Zeitpunkt taucht der Stein zum ersten mal in den Aufzeichnungen auf. Daher könnte es sein, dass er von einem andere Standort hierher geschafft worden ist.


Umgebung von Halle
(Saale)

Geisterhügel bei Brachstedt


In der Nähe von Brachstedt liegt ein Hügelgrab aus der Junsteinzeit auf dem sogenannten Steinberg. Es trägt den interessanten Namen "Geisterhügel".


         

Auf der Kuppe des Hügels befindet sich ein annähernd quadratischer Menhir aus Quarzit. Er hat eine Höhe von 1,60 Meter. In die schräg auslaufende Spitze des Steins ist eine Rille eingearbeitet. Solche Rillen finden sich oft, um an Steinen Flüssigkeiten als Gaben darzubringen.

Daniela Parr