Region 8
Thüringer Becken, Vogtland, Thüringer Wald


Die Venushöhle im Hörselberg
Eine Wanderung bei wechselhaftem Wetter
Daniela Parr


Bei wechselhaftem Aprilwetter erkunde ich die sagenumwobene Venushöhle und die ebenso mystische Tannhäuserhöhle. Erstere ist auch unter den Namen Hörselbergloch oder Venusgrotte bekannt.

Beide Höhlen liegen im Großen Hörselberg, der zum selben Gebirgszug wie der Hohe Meißner gehört. Aus diesem Grund gelten sie, wie auch der Hohe Meißner, als Wirkungsstätte der Göttin Holle. Der Volksmund sagt, dass Frau Holle, die auch mit den Namen Holba, Holla oder Hulba gerufen wird, für die Kälte und den Schnee im Winter zuständig ist. Sie wird deshalb gern auf den Spitzen hoher Berge verortet.

Die Höhlen sind am besten über das Dorf Hastrungsfeld zu erreichen. An der einzigen Kreuzung im Ort fällt mir ein Briefkasten aus dunkelbraunem Holz auf, in den Kinder Nachrichten an Frau Holle einwerfen können. Der Briefkasten ist nicht verschlossen und die Zettel können somit von allen gelesen werden. Ich lasse es mir nicht nehmen, einen Blick hineinzuwerfen. Die meisten Kinder wünschen sich Gesundheit für ihre Familie. Ein Kind sehnt sich nach Schnee im Februar.

Von der Kreuzung aus folge ich einer Beschilderung links den Berg hinauf. Die Höhlen können vom unteren Parkplatz aus erwandert werden. Eine Frau rät mir, mich nicht an den Forstweg-Beschilderungen zu stören und ruhig bis zum oberen Parkplatz beim "Berggasthaus Großer Hörselberg" zu fahren. Der Weg ist wenig befestigt, aber gut befahrbar.

Vom Gasthof aus sind es nur noch wenige hundert Meter zur Höhle, die ich bei wechselhaftem, mal sonnigem und mal stürmisch regnerischem Wetter auf dem Kammweg zurücklege. Die Aussicht über die zu meinen Füßen liegende leicht gewellt Ebene ist traumhaft.

Bei genauer Betrachtung ist im Tal noch die alte Autobahntrasse zu erkennen, die sich langsam renaturiert. Um die Höhle herum ist es seit der Verlegung der Autobahn deutlich ruhiger geworden. Das wird Frau Holle sicherlich freuen.

Der Fußweg gibt abwechselnd den Blick ins Tal frei und führt dann wieder stellenweise durch einen verwunschenen Hohlweg aus Zweigen. Das wechselhafte Wetter veranlasst mich mehrfach, meine Jacke und Regenjacke an- und wieder auszuziehen. Das sowohl sonnige als auch feuchte Klima hat einige Weinbergschnecken inspiriert, sich mitten auf dem Weg niederzulassen und sich dem Liebesspiel hinzugeben. Ein sehr passender Empfang auf dem Weg zur Venushöhle!

Ohne das Hinweisschild am Wegesrand hätte ich die Tannhäuserhöhle glatt verpasst. Gleich gegenüber dem Schild muss ich einen sehr steilen Abhang hinunterklettern. Ein wenig Klettergeschick ist hier absolut vonnöten. Nicht trittsichere Frauen sollten sich überlegen, ob sie hier wirklich hinuntersteigen wollen.

Das Höhlenpanorama auf dem kleinen Plateau ist sagenhaft. Leider ist die Höhle wegen der Fledermauszeit nicht begehbar. Daher schaue ich mir den Schoß der Göttin nur von außen an. Die Form des Höhleneingangs ist ja offensichtlich genug.

Zirka hundert Meter weiter befindet sich die Venushöhle. Sie ist vom Wanderweg aus leichter zugänglich, kann aber auch über einen schmalen Pfad von der Tannhäuserhöhle aus erreicht werden.

Ein Absperrgitter vor dem Eingang entzaubert diesen magischen Ort der Venus leider ein wenig. Ich brauche viel Phantasie, um mir Frau Venus in ihrer jungen frühlingshaften weißen Kraft an diesem Ort vorzustellen. Trotz dieses kleinen Makels ist es jedoch ein schöner und sehenswerter Platz.

Auf dem Rückweg kehre ich auf eine leckere Portion Pommes im Gasthof "Großer Hörselberg" ein, der sich gleich neben dem Parkplatz befindet. Alle Gerichte auf der Karte klingen ausgezeichnet. Beinahe ärgere ich mich ein wenig, dass ich so schnell wieder weiterfahren muss. Aber ich bin am Abend noch mit Fräunden verabredet.



Daniela Parr


weitere Fotos:

                   


Karte des Hörselbergs: