Region 7
Hessisches Bergland, Rhön, Odenwald
Die Hollsteine sind 2 Felsnadeln, die auf einer Anhöhe am
Rande des Dorfes Hollstein wie Wegweiser aus dem Boden wachsen. Von hier aus
kann frau zur Sommersonnenwende die Sonne genau über der Morgengabe (Hausener Hute)
aufgehen sehen, einer bunten Bergwiese am Südhang des Meißners und Ort der
weißen und roten Göttin.
Ein Katzen- oder Löwenkopf und eine Schlange sind in die
Steine eingeritzt; Ursache und Zeitpunkt ihrer Entstehung sind zwar nicht
bekannt, ein Zusammenhang mit der Verehrung der Göttin als Schützerin der Tiere
in Verbindung mit dem Diana-Kult im benachbarten Thüringen ist durchaus möglich. Die germanische Göttin Freyja, die in älterer Zeit mit Holle und
Percht identisch war, wird oft dargestellt als Lenkerineines von Katzen gezogenen Wagens (ähnlich
dem Löwenwagen der kleinasiatischen Kybele). Frau Holle hütete ihre Katzen
(ihre Priesterinnen und Initiantinnen) in der Kitzkammer. Die Verbindung zu den
Tieren der Göttin deutet auf den 1. Aspekt der Göttin hin, auf die junge, wilde
und unabhängige, die Schützerin der Wildnatur.
Ausflugstipp:
Östlich des Dorfes Reichenbach, in direkter Nähe zu einem Jugendgästehaus, liegen die sog. „Großen Steine“, mitten im Wald und von ursprünglicher Kraft. Außer dem Namen „Wolfsteine“ ist nichts über sie bekannt; der Geist des Ortes wirkt jedoch auch ohne Hintergrund, und der Platz hatte mit Sicherheit kultische Bedeutung.
Hier erscheint sie in ihrem Aspekt als reife Frau auf dem Höhepunkt ihrer (Liebes-)kraft in ihrer roten Gestalt.
Heute ist die Kuppe bewaldet und die Aussicht begrenzt: der Weg vom Parkplatz gegenüber dem Sender vorbei an der Struthwiese und – auf dem Rückweg – vorbei am Weiberhemd, einem Hochmoor mit Erlenbruch in Sichtweite von Kalbesee und Kalbe (s. Tour 2) ist aber durchaus lohnend (Rundwanderweg 6 sowie Teil des Premiumwegs 1 des Naturparks Werra-Meißner, Material kostenlos zu beziehen bei:www.naturpark-mwk.de oder Tel. 05651/952125).
Der Hohlstein (ca 40 m lang, ca 20 m breit) ist eine im vorderen Teil begehbare Höhle; der Eingang befindet sich am tiefsten Punkt einer 50-60 m hohen, steil aufragenden Felswand, die die Wucht und Majestät des Westwerks einer romanischen Kathedrale vermittelt. Der Hohlstein ist ein Kultort der Leben-Tod-Leben- Göttin, ihr Schoß, aus dem alles Leben hervorgeht und in den es wieder zurückkehrt. Hier zeigt sie sich in ihrem 3. Aspekt der schwarzen Göttin.
Nach dem Durchgang empfängt die Besucherin eine schwarze und feuchte Stille, die nur durch ein gelegentliches Tropfgeräusch unterbrochen wird. Links vom Eingang befindet sich ein unterirdisch gespeister kleiner Höhlenteich, der häufig von Besucherinnen der Höhle mit frischen Blumen geschmückt wird, einer Gabe für die Göttin. Vor der Höhle deutet eine Hinweistafel, auf der darum gebeten wird, keine Blumen in der Höhle abzulegen, auf diesen alten Brauch hin. Er war verbunden mit der Bitte um Glück und Gesundheit für die Besucherinnen und ihre Familien. Neuere Ausgrabungen der Hessischen Landesarchäologie identifizieren die Höhle als alten Kultplatz, an dem in rituellen Feuern Tiere und Pflanzen verbrannt wurden und auf diese Weise zur Göttin zurückkehrten.
Annette Rath-Beckmann