Region 6
Niederrhein, Eifel, Hunsrück, Pfalz und Saarland

Nördlich der Mosel
ein Erlebnisbericht
von Daniela Parr



Quellheiligtum Wallenborn (bei Heckenmünster
)
Mineralwasserquelle und Schwefelquelle

"Eine noch heute brodelnde und stinkende Schwefelquelle" ist nach Gisela Graichen das Quellheiligtum Wallenborn. Dieses befindet sich in Heckenmünster. Neugierig und voller Vorfreude mache ich mich auf den Weg.

Ich frage ein paar Spaziergänger, wo der Wallenborn sei. Es sind zum Glück Einheimische. Sie erzählen mir, dass der Begriff "Wallenborn" schon lange nicht mehr verwendet wird und ich bestimmt die Viktoriaquelle meine. Ich zitiere aus dem Kultplatzbuch von Gisela Graichen, dass ich zur Schwefelquelle möchte.

Die Spaziergänger erzählen mir, dass es zwei Quellen gibt. Zum einen die Viktoriaquelle und zum anderen eine Schwefelquelle. Sie waren schon früh als Heilquellen bekannt und in der Umgebung berühmt. Neben den Quellen wurde ein römisches Tempelgebiet mit Bädern sowie Herbergen für Pilger ausgegraben und untersucht. Außerdem wurden Terrakotta-Scherben von Muttergöttinnen gefunden. Anstatt die gefundenen Grundmauern der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, musste alles wieder zugeschüttet werden, da der Waldbesitzer keine touristische Sehenswürdigkeit auf seinem Grund wollte.

Die Einheimischen zeigen mir einen Feldweg ganz in der Nähe. Von dort aus mache ich mich bei Regen auf in den Wald. Die Beschilderung ist ausgezeichnet. Es exisitieren viele Wegweiser aus Holz, auf denen "Zur Viktoriaquelle" steht. Der Weg zu den beiden Quellen bildet mit dem Hauptweg ein Dreieck.

Schon bald darauf stehe ich vor einem gemauerten Häuschen mit Zipfelhut. Die Quelle ist durch eine Öffnung frei zugänglich. Im Inneren des Häuschens kann ich das Wasser wild brodeln sehen. Es sieht aus wie in einem kochenden Kessel. Der wallende Born (=Quelle/Ursprung) zeigt sich hier deutlich. Kaum vorstellbar, dass nur Kohlendioxid an die Oberfläche kommt. Ich kann das Wasser gut erreichen und nehme einen kleinen Schluck. Es schmeckt leicht eisenhaltig. Das erklärt die braune Farbe der Wände im Häuschen. Das Wasser aus der Quelle wurde lange Zeit als Heilwasser genutzt.

In den Pfützen neben dem Häuschen, auf dem Weg, eigentlich überall um mich herum steigen Blasen auf. Aus kleinsten Ritzen strömt hier Kohlendioxid aus dem Boden. Ein überraschendes Phänomen, dass ich ohne Regen nie bemerkt hätte.

Ich folge den Wegweisern "Zur Schwefelquelle". Der Weg macht eine scharfe Biegung und bald kann ich den Schwefelgeruch wahrnehmen. Im Wald neben den Weg finde ich einen gemauerten Brunnen mit einem Gitter darüber. Die am Hauptweg angebrachte Tafel erklärt, dass das Quellheiligtum von unseren Vorfahren entdeckt wurde, weil hier in der Gegend immer wieder tote Tiere im Wald lagen.

Neugierig auf die Auswirkungen des Schwefelgeruchs setze ich mich auf die Bank neben der Quelle. Schon nach kurzer Zeit fühle ich mich benebelt. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Dämpfe für Orakelzwecke genutzt wurden. 

Zum Abschluss laufe ich zum Wald, in dem die Grundmauern der Tempel, Pilgerherbergen und Theater für kultische Spiele liegen sollen. Davon ist nichts mehr zu sehen. Das Waldstück liegt friedlich in der Abendsonne und gibt sein Geheimnis nicht preis.


Quellheiligtum von Möhn

Etwas außerhalb von Möhn beschreibt Gisela Graichen ein weiteres Quellheiligtum. Ausgestattet mit den genauen Koordinaten machen wir uns auf den Weg. Das Quellheiligtum wurde ausgegraben und ist dann wieder zugeschüttet worden. An der Stelle befindet sich jetzt ein Feld. Trotz strömenden Regens schauen wir uns sehr gründlich um, aber vor Ort gibt es nichts mehr zu sehen.


Genoveva-Höhle in Kordel


Die Genoveva-Höhle ist eine sagenumwobene Höhle bei Kordel. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts trug sie den Namen Kuttbachhöhle, nach dem Kuttbach, der unten im Tal entlang fließt.

Die Höhle liegt ein wenig abseits und ist nur über Wanderwege erreichbar. Da es regnet, treffen wir den ganzen Weg entlang niemanden. Auf dem letzten Stück steigen wir einen steilen Weg hinunter. Hinter der nächsten Kurve sehen wir einen schlitzartigen Spalt im Gestein und denken, dass wir die Höhle erreicht haben.

Richtig ins Staunen kommen wir, als wir um die nächste Ecke biegen. Dort öffnet sich ein gewaltiger Raum in den Fels hinein. Wir sind beeindruckt. Es ist mit Sicherheit keine Übertreibung, dass dieser Ort über Jahrtausende als Kultort genutzt wurde. Wir können uns gut vorstellen, dass die Menschen hier zu allen Zeiten über den Formenreichtum der Natur gestaunt haben.

Die Nutzung der Höhle als Kultplatz muss schon in der späten Altsteinzeit oder noch früher begonnen haben. In der Schutthalde vor der Höhle wurde ein Schaber gefunden, der aus dieser Zeit stammt.

In der Mitte der Höhle führen Stufen auf ein großes inneres Plateau. In den Wänden erkennen wir mehrere Schälchen und Näpfchen.  Die Höhle verfügt ringsherum über einen Absatz. Wir überlegen, ob es sich um Schlafplätze gehandelt haben kann. Als wir oben stehen, verwerfen wir diesen Gedanken. Der Absatz ist viel zu hoch über dem Boden. Als wir uns gegenseitig auf dem Vorsprung gegenüber stehen sehen, stellen wir fest wie klein wir in der Höhle wirken.

Auf einer Karte entdecken wir in dem Gebiet um die Höhle noch weitere interessante Plätze: die Dicke Buche, den Thiergarten, die Hochburg, die Klausenhöhle, den Berg Geyersley, eine römische Langmauer, ein römisches Kupferbergwerk, die Burg Ramstein und die Lohmühlenhöhle.

Daniela Parr