Region 6
Niederrhein, Eifel, Hunsrück, Pfalz und Saarland

Von Trier bis Cochem
an der Mosel entlang von Südwesten nach Nordosten
von Daniela Parr



Der Heideborn bei Trier

Trier war schon zu Zeiten der Römer als Stadt anerkannt, da es durch die Lage an der Mosel eine günstige Lage aufweist. Sehenswert sind in der Innenstadt vor allem die römischen Baudenkmäler: Amphitheater, Barbarathermen, Kaiserthermen, Konstantinbasilika, Porta Nigra, Römererbrücke und Igeler Säule.

Gisela Graichen beschreibt in ihrem Kultplatzbuch ein Wasserheiligtum, das am Rand von Trier in der Gewann "Irminenwingert" liegt. Die als "Heideborn" verehrte Quelle entspringt am Heidenkopf und floß als Irrbach durch die tiefer liegenden Heiligtümer: einen Tempel aus der Römerzeit, eine ehemalige Pilgerherberge und ein Kulttheater. Der Quelle wird bis heute heilkräftige Wirkung bei Augenleiden nachgesagt. Unter den Weihegaben fanden sich viele Figuren von Muttergöttinnen aus Terrakotta.

Da nächtliche Besucher immer wieder Müll hinterlassen habe, ist das Areal mit einem Zaun abgesperrt. Das Gelände kann nur mit einer Führung besichtigt werden. Von außen ist leider wenig von der Anlage zu erkennen.


Eselstratt in Trittenheim
Weiter flussabwärts befindet sich auf der Anhöhe in einer der vielen Moselschleifen der Menhir "Eselstratt". Er ist über eine Straße in den Weinbergen direkt am Ortseingang von Trittenheim zu erreichen. Nach zirka zwei Kilometern steht er an einem kleinen Fußweg im Wald. Der Platz bietet einen wundervollen Ausblick auf die Mosel.

Der Stein wurde von den Menschen der Megalithkultur, die aus der Bretagne eingewandert sind, vor etwa 3.500 Jahren hier aufgestellt. Durch Zufall ist er beim Pflügen wieder entdeckt und erst einmal flach liegen gelassen worden. Im Zuge der Flurbereinigung 1971-73 wurde er schließlich wieder aufgerichtet. Es ist nicht klar, ob er genau an der alten Stelle steht.

Die Bearbeitungsspuren am Stein wirken wie zwei Arme und ein Gesicht. Auf einem Schild lesen wir:

"Der ganze Stein ähnelt einer breiten Figur mit kleinem Kopf und deutet auf einen matriarchalischen (!) Fruchtbarkeitskult in der Jungsteinzeit hin. Eine Muttergottheit sollte die Erde beschützen und für gutes Wachstum und Gedeihen sorgen, denn nach dem Glauben der Megalithmenschen entsprang alles Leben der Mutter Erde."

Unten am Stein befindet sich das sogenannte Nabelloch, das auch als Vulva gedeutet werden kann. Der volkstümliche Name "Eselstratt" bezieht sich auf diese runde Vertiefung und stellt sie ent-sexualisiert als Tritt eines Esels dar.

Hierzu ist zu lesen:
"Eine christliche Jungfrau hat sich auf der Flucht vor einem heidnischen Ritter mit ihrem Reittier, einem Esel, an dieser Stelle durch einen heftigen Sprung ins Tal gerettet. Zurückgeblieben ist der Hufabdruck des Esels. Der Ritter hat sich beim Anblick des Wunders zum Christentum bekehrt."

Der Menhir steht genau auf der Gemarkungsgrenze zwischen Trittenheim, Köwerich und Klüsserath. Der alte   Pilgerweg nach Klausen führt direkt hier vorbei. Daher wundert es uns kaum, dass wir ganz in der Nähe einen Ort mit dem Namen Heidenburg entdecken. Die ganze Gegend scheint ein großes Kultgebiet gewesen zu sein.


Gaia-Garten in Graach

Um zum Gaia-Garten zu gelangen fahren wir eine steile Straße mit vielen 180-Grad-Kurven in den Weinbergen hinauf. Der Ortsteil von Graach nennt sich "Alte Schäferei". Das Ehepaar Frank hat seinen Permakulturgarten 1982 in den nicht mehr bewirtschafteten Weingärten oben auf dem Berg angelegt. Schon im Vorbeifahren sehen wir den liebevoll gestalteten Eingang.

Überall sonst ist das Pflanzenwachstum eher spärlich, da der Winter sehr kalt war, aber hier grünt und blüht schon alles. Der Garten wirkt auf uns wie eine grüne Oase.

Das Ehepaar Frank erwartet uns in ihrem hübschen Ferienhaus. Nachdem wir kurz geplaudert und uns bekannt gemacht haben, führt uns Frau Frank durch den tollen Garten, der das Herz jeder Gärtnerin höher schlagen lässt.

Wir erfahren viel über den Aufbau eines Permakulturgartens mit seinen fünf Zonen. Die Gartenkräuter werden nahe beim Haus angebaut, damit sie beim Kochen schnell zur Hand sind. Der Gemüseanbau ist etwas weiter vom Haus weg, die Tierhaltung noch mal ein Stückchen weiter. Je weniger Zeitaufwand für die Pflege nötig ist, desto weiter ist die Zone vom Haus entfernt. Durch die Lage am Hang ist es ein leichtes, den Garten zu bewässern. Es musste nur dafür gesorgt werden, dass das Regenwasser vom Dach und alles andere Wasser von oben nach unten durch den Garten fließt. Am besten gefällt uns die Zone Nr. 5, in der alles der Natur überlassen wird. Diese Zone ist durch einen aus Weiden geflochtenen Zaun abgetrennt. Hier gibt es Bäume, heruntergefallene Äste und Sträucher: alles ganz wild und ohne jegliche Einflussnahme von außen. Frau Frank erklärt uns, dass dieser Bereich den Schnecken sehr gut gefällt. Da sie hier ein großes Nahrungsangebot vorfinden, gibt es kaum Schneckenfraß am Gemüse. In einem Permakulturgarten gibt es den Begriff des Schädlings nicht. Stattdessen gibt es ein friedliches Nebeneinander.

Nachdem wir alles ausführlich begutachtet haben, mixt uns Frau Frank einen grünen Smoothie mit ganz frischen Kräutern und Früchten aus dem Garten. Lecker. Danach müssen wir nach zwei Stunden wieder aufbrechen, da die nächsten Gäste schon vor der Tür stehen.


Rote Göttin von Traben-Trarbach

Auf dem Berg in einer weiteren Moselschleife bei Traben-Trabach wurde der Menhir "Rote Göttin" auf einer kleinen, nach Westen ausgerichteten Bergnase gefunden. Er wird nach seinem Fundort auch als "Menhir vom Mont Royal" bezeichnet. Um den Menhir vor Zerstörung zu bewahren, stand er zuerst im Garten des Finders. Heute ist er auf dem Gelände des ortsansässigen Steinmetzes zu finden.

Ganz wie der Trittenheimer Menhir weist die "Rote Göttin" eine kreisrunde Vertiefung auf, die an eine Nabelgöttin bzw. Fruchtbarkeitsgöttin denken lässt. Um den ehemaligen Standort des Menhir herum auf dem Mont Royal entspringen mehrere Quellen, so dass hier wie für die Jungsteinzeit üblich mehrere Plätze zur kultischen Verehrung vorhanden waren.


Zell
Die kleine Stadt Zell wurde zur Römerzeit gegründet und liegt idyllisch an der nächsten Moselschleife. Der Ort ist aus drei Stadtteilen zusammengewachsen, die in zirka 100 Meter Höhe in den Weinbergen liegen. Der bekannte Riesling "Zeller schwarze Katz" wird hier angebaut. Zell ist bekannt für seine vielen Weinfeste und sein Römerfest.


Cochem
An einer weiteren Schlaufe der Mosel befindet sich das historische Städtchen Cochem mit seinem Rathaus, dem alten Marktplatz und mehreren gut erhaltenene Türmen. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.

Eine Sesselbahn fährt zum sogenannten Pinnerkreuz hinauf, von wo aus frau einen guten Ausblick auf die mittelalterliche Reichsburg Cochem hat, die auf dem Bergkegel gegenüber liegt.

Auch die Burgruine Winneburg ist von hier aus gut zu sehen. Hier sollen die "Herren von Wunneberg" gelebt habe. Die Herleitung des Bergnamens von "Wunderberg" scheint mir bei weitem plausibler.

Daniela Parr