Region 6
Niederrhein, Eifel, Hunsrück, Pfalz und Saarland


Köln: Das hohe Ansehen des Matronenkults zur Römerzeit


von Sophie Lange

In: Ausstellungskatalog "Frauenmacht - Männerherrschaft" ETHNOLOHICA, Band 22, herausgegeben von Gisela Völker, Köln 1997

Zur Ausstellung des Rautenstrauch-Joest-Museums für Völkerkunde in der Joseph-Haubrich-Kunsthalle Köln: "Sie und Er. Frauenmacht und Männerherrschaft im Kulturvergleich", 1997/1998

In einer Nische thronen machtvoll drei Frauengestalten in langen Gewändern. Die beiden äußeren tragen voluminöse Hauben, die mittlere Figur trägt ihr Haar offen. Auf dem Schoß sind Schalen mit Obst zu erkennen. Eine Inschrift besagt, dass die Frauen Göttinnen sind. Im zweiten und dritten Jahrhundert unserer Zeitrechnung stellten römische Legionäre und Einheimische im Rheinland, in der Eifel und im Dürener Land zahlreiche Weihesteine für diese Triade auf, die sie unter dem Begriff matronae zusammenfassten. Die Matrone war bei ihnen die verehrungswürdige Ehe- und Hausfrau: "Schon im Wort matrona schwingt ... eine besondere Hochachtung mit." 1 Die Soldaten erkannten mit der Verehrung der Matronen nicht nur die wirkungsvolle Schutz- und Segenskraft dieser wohl ursprünglich keltischen Göttinnen im fremden Land an, sondern huldigten gleichzeitig der Göttlichkeit in jeder Frau.

Das Gelübde eingelöst

In Köln wurden im Laufe des letzten Jahrhunderts dreißig Weihungen an Matronen mit unterschiedlichen Beinamen entdeckt. Einen Tempel konnte man in Köln nicht freilegen, doch spricht der Fundort Unter Fettenhennen in unmittelbarer Nähe des Doms für ein Matronenheiligtum an diesem Platz. Dort fand man unter anderem einen Stein mit folgender Inschrift: "Matronis Boudunneis Marcus Nigrinius Serenus VSLM" (Für die boudunneischen Matronen löste Marcus Nigrinius Serenus das Gelübde gern und dankbar ein). 2 Die Floskel VSLM für Votum Solvit Libens Merito ist auf den meisten Matronensteinen zu finden. Sie besagt, dass der Stifter des Steins mit den Matronen einen Vertrag abgeschlossen hatte. Er hat den Göttinnen einen Weihestein versprochen, wenn diese seine Bitte erfüllten. Welcher Art diese Bitte war, hat er - wie all die anderen Stifter - nicht öffentlich bekannt gemacht.

An der gleichen Fundstelle wurde ein Stein freigelegt, auf dem eine Frau die Einlösung eines Gelübdes dokumentierte: "Matronis Udravarinehis Julia Prisci F(ilia) Allua VSLM" (Für die udravarineischen Matronen. Julia Allua, Tochter des Priscus, erfüllt ihr Gelübde gern und dankbar). 3 Nicht immer war ein Gelübde der Anlass für die Schaffung eines Matronenaltars. So hat Dossonia Paterna anscheinend kein Versprechen gemacht, sondern wollte den Göttinnen mit einem Bildnisstein ihre Verehrung kundtun. Während die Darstellung der Göttinnen sehr kunstvoll gearbeitet ist, ist die Inschrift kurz abgefasst: "Matronis Boudunneis Dossonia Paterna". Dieser knapp einen Meter hohe Matronenstein wurde ebenfalls Unter Fettenhennen gefunden. Andere Matronensteine berichten von einem Auftrag, den die Göttinnen gegeben haben. Gleich zwei Matronensteine, die in Köln an der Burgmauer gefunden wurden, enthalten die Worte Ex imperio ipsarum (auf Geheiß der Göttinnen). Bei dem einen Altarstein ist es Caius Caldinius, der wohl in einer Vision den Auftrag erhielt, den aumenaeischen Matronen einen Weihestein aufzustellen; auf dem anderen hat ein M(arcus) Marius Marcellus auf göttliche Weisung hin für sich und die Seinen den aflianischen Matronen einen Weihestein gestiftet.


Inschrift:

MATRIBUS
AUMENAHENIS
Q IUL . VER()IUS
VSLM

Übersetzung:

Den Aumenahenischen Müttern (geweiht).
Q(uintus) Jul(ius) Vernius
hat sein Gelübde gern und nach Gebühr eingelöst.




Der Weihealtar stammt aus dem 2./3. Jahrhundert n. Chr. Das Original steht im Römisch-Germanischen Museum (Schenkung einer Erbengemeinschaft an die Stadt Köln im Jahre 2000).

Ein Abguss des Steins steht an der Fundstelle. (Schildergasse, gegenüber Antoniterkirche. im hinteren Eingangsbereich des Schuhgeschäftes Kämpgen, durch die Glastüre hinten links gehen)

Gleich doppelt hat ein römischer Legionär eine Steinsetzung begründet: "Matronis Vallabneihiabus L(ucius) Acconius Candidus pro se et suis Ex imp(erio) ips(arum) VSLM" (Den vallabneischen Matronen erfüllte Lucius Acconius Candidus für sich und seine Angehörigen auf ihr Geheiß das Gelübde gern und dankbar). 4 Auch dieser Weihestein wurde Unter Fettenhennen gefunden.

Im Jahre 1928 stießen Archäologen in Bonn bei Versuchsschürfungen in der Krypta des Münsters auf zahlreiche Altarsteine der aufanischen Matronen und auf Reste eines dortigen Matronentempels. Unter den Stiftern waren bekannte Männer: "Für die hohe Bedeutung des anzunehmenden Heiligtums und die Beliebtheit des Aufanienkultus spricht die starke Beteiligung von Auswärtigen, zum Teil Männern in hohen Ämtern und Würden. Die Hauptstadt von Niedergermanien, die Großstadt Köln, ist sicher mit drei, aber vielleicht mit fünf solchen Weihungen beteiligt." 5 Aus der Colonia Claudia Ara Agrippinensis haben der Quaestor Vettius Severus und zwei Stadträte den Matronen Weihesteine gesetzt. Warum diese "in hohen Ämtern und Würden" stehenden Männer aus Köln ihre Weihesteine zu dem Heiligtum nach Bonn brachten, ist nicht ersichtlich.

In dem Eifelort Nettersheim, wo die aufanischen Matronen auf einer kleinen Anhöhe mit dem alten Namen Görresberg (Godenberg?) eine Kultstätte hatten, sind alle Stifter der vierzig Weihesteine (oder Bruchstücke) als Beneficiarier ausgewiesen. Ob diese Wachsoldaten wohl zum Schutz der alten Kultstätte beordert waren? Einer dieser Beneficiarier war anscheinend sehr stolz auf seinen Dienst, denn er hat auf seiner Weihung ausdrücklich erwähnt, dass er zum wiederholen Male auf Posten war (iterata statione).

Neben Stifter und Anlass der Steinsetzungen nennen die Inschriften den Beinamen der jeweiligen Matronen, die topischen Charakter haben können. So kann der Beiname Aufaniae, der hauptsächlich in Bonn, Köln, Nettersheim und Zülpich vorkommt, von au fanja (am Moor) abgeleitet werden. Andererseits "lassen sich die berühmten AUFANIAE als 'die Hohen' oder 'die Erhabenen' deuten." 6 Beinamen können ebenfalls den Namen einer Sippe bewahrt haben. So werden die vacallineischen Göttinnen, die ihr Hauptheiligtum in Nöthen/Pesch bei Bad Münstereifel hatten, die Schutzmatronen der Vacallis gewesen sein. Die Matronenbeinamen enthalten sowohl keltische als auch germanische Silben und gehören zu den ältesten Belegen dieser Sprachen. Die Übersetzung macht jedoch Schwierigkeiten, und es scheint fast so, als ob die Namen verschlüsselt seien.

Durch einige Nennungen von Konsuln oder römischen Kaisern können die Matronensteine datiert werden. Sie wurden wahrscheinlich in der Zeit zwischen 164 bis 240 n. Chr. aufgestellt. Diese Zeitspanne sagt allerdings nur etwas über die Mode der Steinsetzung aus und nichts über die Verehrung dieser Göttinnen, denn diese geschah bereits lange vor der Bildwerdung bei den keltischen Eburonen und den germanischen Ubiern und blieb bis zur Christianisierung bestehen. Der Ursprung des Drei-Frauen-Kultes dürfte in der Verehrung von heiligen Bäumen, Steinen oder Quellen liegen.

Das Wesen der Matronen

Da die Inschriften über das Wesen und das göttliche Walten der Matronen schweigen, können allein die Darstellungen der Gestalten nähere Hinweise geben. Als das erste Kultbild um 164 n. Chr. geschaffen wurde, haben die Bildhauer sicher versucht, alte Vorstellungen der Einheimischen in ihr Bildwerk einzufangen.

Als Auslöser für die Bildwerdung und den Bau eines ersten Matronentempels in Bonn sehen Historiker den Partherfeldzug, der die in Bonn stationierten Legionäre um 160 n. Chr. nach einer längeren Friedenszeit in das ferne Asien verschlug. Die Matronen sind jedoch durch keinen Beleg als Kriegsgöttinnen ausgewiesen und konnten als regionale Göttinnen den Soldaten im fernen Land auch keine Sicherheit gewähren. Wenn die Legionäre vor der Mobilmachung die ersten Altarsteine schufen und in einem Matronentempel aufstellten, dann sicher für diejenigen, die zu Hause blieben: die Frauen und Kinder. Diese stellten sie unter die Obhut der einheimischen Schutzmatronen.

Auf allen Steinen zeigt die Dreiheit die gleiche äußere Form: Zwei göttliche Frauen beschützen die jungfräuliche Göttin in ihrer Mitte. Da die Götterbildnisse Lebensformen widerspiegeln - wie auf Erden so im Himmel, wie im Himmel so auf Erden - kann es sich im Erdenleben um ein Mädchen handeln, das unter dem Schutz seiner leiblichen und seiner geistigen Mutter aufwächst. Diese geistige Mutter ist in späterer Zeit die Patin, die Gode (Göttin, Weise). Die Göttinnen waren also vorrangig Schutzmatronen des Frauenlebens: "Die Bilddarstellungen der drei Frauen demonstrieren klar, dass die Göttinnen eine bestimmte Personengruppe unter ihren bevorzugten Schutz und Schirm nahmen: die Frauen. Dabei beschützten sie deren ganzes Leben und den Lebenskreis von jungen Jahren bis zum greisen-weisen Alter. Ihrerseits verehrten die Frauen intensiv 'ihre' Göttinnen. Eine Frauenversammlung auf einem in Bonn gefundenen Matronenrelief macht sehr deutlich, dass Matronenkult vorwiegend Frauenkult war." 7


Eine Frauenprozession auf einem Bonner Matronenrelief


Dennoch prangen auf den meisten Matronensteinen Männernamen, manchmal von romanisierten Germanen oder Kelten, häufig von römischen Legionären. Dabei müssen wir bedenken, dass in der römischen Familie der Mann jede Autorität und Zuständigkeit besaß. Als Familienoberhaupt vertrat er die Familie auch in kultischen Dingen. Wenn der Hausherr den Göttern einen Weihestein setzte, dann tat er das nicht für sich allein, sondern für die ganze Familie. Auf manchem Weihestein wird das noch besonders bekräftigt: "pro se et suis" (für sich und die Seinen). Frauen sind manchmal als Ehefrauen aufgeführt. Auf nur wenigen Matronensteinen steht ein Frauenname für sich. Hierbei kann es sich um eine alleinstehende Frau handeln, aber auch um eine Frau in einer gewissen Vorrangsposition. Vielleicht waren es angesehene Priesterinnen, die ihr Ehrenamt durch einen Weihestein dokumentierten. Auffällig ist, dass Stifterinnen meist kein Gelübde mit der Steinsetzung erfüllten, sondern auf Geheiß der Göttinnen handelten. Sicher hatten die Frauen ganz andere Verehrungsformen als die Männer. So ist anzunehmen, dass die Frauen sich in Jahreszeitfesten mit geheimen Ritualen ihren Göttinnen näherten. Initiationsriten werden den Eintritt in eine neue Lebensphase wie Frauwerden, Mutterschaft oder Alter begleitet haben. Männer hatten da andere, handfestere Kultäußerungen. Sie ließen Steine meißeln und stellten diese als Zeichen der Dankbarkeit auf. Es bleibt jedoch bemerkenswert, dass gerade römische Legionäre - die ihre Herrschaft über ihr erobertes Land und deren Menschen ständig demonstrierten - die Macht der einheimischen Göttinnen auf den Weihesteinen ganz eindeutig anerkannten.


Alle Altarsteine zeigen die Matronen in sitzender Haltung. Sie thronen aufrecht, würdevoll und sehr selbstbewusst. Auch durch dieses Thronen bekunden sie ihre matronale Macht, die ihnen große Schutzfunktion ermöglichte. Rein äußerlich betrifft der göttliche Schutz das Wachsen von Früchten, denn Bäume, Birnen, Äpfel, Getreide und auch Weintrauben sind Attribute der Matronen. Diese Früchte haben ihnen den Namen Fruchtbarkeitsgöttinnen eingetragen.

Prall gefüllte Füllhörner zeigen den uralten Wunsch der Menschen, schon auf Erden am himmlischen Paradies teilhaben zu können. Früchte sind aber auch Sinnbild für den ewigen Kreislauf im Kosmos, in der Natur sowie im Menschenleben. Sie symbolisieren letztendlich Leben, Tod und Wiedergeburt. Den Aspekt von Wiederkehr belegen ebenfalls die Darstellungen von Zugvögeln, besonders des Kranichs. Weiterhin sind auf den Matronensteinen einige Male Bäume mit Schlangen zu finden, ein Baum-Schlangen-Bild lange vor dem Christentum. Schlangen stehen für Anfang, Ende und stete Erneuerungskraft, sind aber auch Verbündete der Frauen und symbolisieren weibliche Weisheit und Würde. Sie galten als Hüterinnen heiliger Stätten.

Die Matronen tragen auf ihren Bildnissen häufig einen Halsschmuck mit einem Mondanhänger. Die überdimensionalen Hauben erinnern an Mondsicheln. Auch der Mond steht für Wiedergeburt, denn obwohl er stirbt und nicht sichtbar ist, erwacht er wieder zu neuem Leben. Im Mond werden besonders keltische Religionsvorstellungen tradiert. Die Kelten verbanden Wasser und Mond mit dem Weiblich-Göttlichen. Dass Matronen eng mit Wasser, dem Quell des Lebens, verbunden sind, zeigen ihre Kultplätze. Stets sind Bachläufe, Zusammenflüsse, Quellen oder Moorgebiete in der Nähe. Die drei Matronen können als Sinnbild für Erde, Sonne und Mond gedeutet werden, die zwei äußeren Göttinnen aber auch für die beiden Hauptphasen des Mondes, Voll- und Schwarzmond.

Die Dreiheit der Göttinnen lässt zusätzlich an die germanischen Nornen denken, die als zauber- und heilkundige Schicksalsgöttinnen den Lebensfaden in der Hand hielten. Sie waren die Herrscherinnen über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und konnten den Menschen den Blick in die Zukunft gewähren. Tatsächlich ist bei mancher haubentragenden Matrone dieser Blick in die Zukunft zu erkennen: Die Göttin scheint ihren Blick in weite Fernen zu verlieren. Die kleinen Cellae auf dem Kultplatz in Nettersheim lassen an Orakelkammern denken. Der pythische Aspekt ist jedoch bei den Matronen nur ein Teil ihrer göttlichen Funktion, der allerdings gerade bei den Legionären von großer Wichtigkeit gewesen sein dürfte.

Heiligsprechung der Matronen

Wallfahrtsstätten, Gnadenorte und alte heilige Städte sind nicht immer erst im Christentum zu ihrer Heiligkeit gekommen. Auffällig ist, dass die bedeutendsten Kirchen der beiden großen römischen Siedlungen Bonn und Köln mit Matronenkultplätzen in Verbindung stehen. In Köln geben nicht nur die Weihesteine Unter Fettenhennen einen Hinweis auf einen heidnischen Tempel, sondern auch die Aufdeckung einer Cella in der Nähe der Krypta im Dom. Man deutet diese Cella zwar nach einer aufgefundenen Weihetafel als Tempel des Merkurs 8, doch fungierte Merkur gerne als Bote der Matronen.

Der Matronenkult verschwand nicht spurlos, sondern floss in christliche Tradition ein. Um die Göttinnen- und Frauenmacht auszurotten, wurden massive Vorstöße unternommen. In Köln wurde zum Beispiel laut einer frühmittelalterlichen Legende eine Schar von elftausend Jungfrauen getötet. Unendlich groß scheint die Frauenmacht in der Vorstellung der Menschen gewesen zu sein! Übrig blieb in der christlichen Verehrung die heilige Ursula: "Ursula wurde neben dem heiligen Gereon und den Heiligen Drei Königen 'Stadtpatronin' Kölns, ihre übliche Abbildung als Schutzmantelfigur, die unter ihrem weiten Mantel weitere Frauengestalten birgt und beschützt, symbolisiert: Ursula ist Matrone der Kölner Frauen." 9

Unklar bleibt die Beziehung des ersten Bischofs Maternus (um 313) zum alten Göttinnenglauben. Weist sein Name darauf hin, dass er ein Eingeweihter der Matronen war? Maternus war gleich in drei heiligen Städten Bischof: in Köln, Tongern (Belgien) und Trier. Als Attribut sind ihm drei Mitren, drei Kirchen und drei über einem Kelch schwebende Hostien beigegeben. 10 Ein anderer kirchlicher Würdenträger hat ein sicheres Beweisstück für die Verehrung der weiblichen Göttlichkeit hinterlassen: Piligrimus, der von 1021 bis 1036 n. Chr. den erzbischöflichen Stuhl von Köln einnahm. Sein Bleisiegel, das man 1870 im Altar der Pfarrkirche von Bettenhoven bei Jülich fand, zeigt auf der einen Seite sein Bildnis, auf der anderen Seite drei weibliche Gestalten. Es sind zwar nicht mehr die Matronen, sondern deren christliche Nachfolgerinnen: die drei Töchter der heiligen Sophia.

Bild: Das Siegel des Kölner Erzbischofs (1021-1036)
Pilgrimus zeigt die drei heiligen Jungfrauen Fides, Spes und Caritas.

Diese unter den Namen Fides, Spes und Caritas bekannt gewordenen Jungfrauen wurden an manchen alten Matronenstätten verehrt, so zum Beispiel in Weilerswist am Nordrand des Kreises Euskirchen, in Thum bei Nideggen und - wie das Bleisiegel zeigt - in Köln. Das 3,5 Zentimeter große, runde Siegel des Kölner Erzbischofs trägt als Unterschrift unter der Frauendarstellung die Worte: "Sancta Coloniensis Religio" (Gegenstand der frommen Andacht in Köln). 11 Allerdings kann religio auch ein Heiligtum meinen. Eine Kapelle zu Ehren der Heiligen ist in Köln nicht bekannt. Ein Bild der drei Jungfrauen gab es jedoch in der Agneskapelle des Doms. Im Volksglauben wurden Fides, Spes und Caritas in einer Art geistiger Adoption den elftausend Jungfrauen um Ursula zugesellt.

Heute wecken die Matronen und ihre christlichen Nachfolgerinnen nicht nur historisches Interesse, sondern geben besonders Frauen Anlass, matriarchale Spuren in der Heimat aufzudecken und so zu ihren eigenen Wurzeln zu finden.

Quellenangaben:

1 Schuller, W. (1987): Frauen in der römischen Geschichte. Konstanz, Seite 16
2 Führer zu den Steindenkmälern (1974). In: Römisch - Germanisches Museum der Stadt Köln (Hg.): Römer Illustrierte 1. Köln. Seite/Nummer 215/23
3 a.a.O.: Seite/Nummer 213/7
4 a.a.O.: Seite/Nummer 214/9
5 Lehner, H. (1930): Römische Steindenkmäler von der Bonner Münsterkirche. In: Bonner Jahrbücher 13. Bonn, Seite 31
6 Horn, I. (1987) Diskussionsbemerkung zu Ikonographie und Namen der Matronen. In: Matronen und verwandte Gottheiten. Ergebnisse eines Kolloquiums veranstaltet von der Göttinger Akademiekommission für die Altertumskunde Mittel- und Nordeuropas. Köln, Seite 156
7 Lange, S. (1995): Wo Göttinnen das Land beschützten. Matronen und ihre Kultplätze zwischen Eifel und Rhein. Bad Münstereifel, Seite 59
8 Wolff, G. (1993): Das Römisch-Germanische Köln. Köln, Seite 182
9 Franken, I. (1995): Köln. Der Frauen-Stadtführer. Köln, Seite 152
10 Keller, H. L. (1968): Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Stuttgart, Seite 421
11 Freudenberg, J. (1872): Ein merkwürdiges Bleisiegel des Kölner Erzbischofs Piligrimus. In: Jahrbücher des Vereins der Altertumsfreunde 52. Bonn, Seite 121