Region 1
Nordseeküste, Elbe und Weser, Ostfriesland, Weser und Ems
Land der Dolmen
Steinbauten der Göttin Freya
Doreen Doristochter
Idstedter Räuberhöhle
Das Gangrab Idstedter Räuberhöhle wurde 2.900-2.600 v. u. Z.
errichtet. Die Bäuerinnen der Trichterbecher-Kultur verfugten
9 Tragsteine mit Trockenmauerwerk, deckten den Kultraum mit 3 Steinen und
schufen einen zirka 4 Meter langen Gang. Das Bauwerk wurde, wie bei Hügelgräbern üblich, mit Erde überdeckt. Die damaligen Menschen sahen darin eine Verkörperung des tiefen Schoss von Mutter Erde, aus der
das Leben kommt. (diesen Satz evtl. besser)
Wir müssen ein kleines Stück die Landstraße entlanggehen. Vom Feldweg aus ist schon der bewachsene Hügel zu
sehen. Wir nehmen die kleine Treppe, die uns auf das Plateau mit dem "Höhleneingang" führt. Unterschiedlich hohe Steine
markieren den Gang, der zum Erdinneren führt. Die Öffnung erinnert mich an eine
Frau mit ausgebreiteten Armen. Wir nehmen ihre Einladung an und kommen näher.
Sehr gut erkennbar sind die mächtigen Trag- und Decksteine.
Im Bauch von Mutter Erde ist es dunkel. Der Boden im Inneren ist mit
Laub bedeckt. Wir haben gerade genügend Platz, uns hier aufzuhalten und
umzusehen. Im Licht der Taschenlampe ist die Verfugung der großen Steine mit Trockenmauerwerk sehr
gut erkennbar. Kinder haben mit Kohle Steinzeit-Tiere an die Wand gemalt: diese passen witzigerweise gut zu diesem Bauwerk.
Durch die Besucherinnenströme hat das Ganggrab selbst an Ausstrahlung verloren. Mit dem darüberliegenden Hügel ist die Idstetter Räuberhöhle jedoch schön anzuschauen und lohnt einen Besuch.
Hechtmoor bei Satrup
Das Hechtmoor liegt nahe der Straße nach Satrup am Rande eines kleinen Waldes. Wir parken auf einem Wanderparkplatz unter großen alten Bäumen. Uns zieht es zu den Infotafeln. Überraschung! Östlich der Strasse im Gehege Rehberg liegen 3 Langgräber und 2 Hügelgräber. Das Hechtmoor befindet sich nordwestlich auf der anderen Straßenseite, nur wenige hundert Meter entfernt. Dies lässt uns auf ein größeres Kultgebiet schließen. Wir bleiben dabei, heute das Hechtmoor zu erkunden und für die Langsteingräber ein andermal wiederzukommen.
Moore eignen sich nur bedingt zum Leben. Sie sind auch heute noch ein kleines Stück Wildnis, das von uns nicht betreten wird. Hier bringt Mutter Erde in ihrem lebendigen feuchten Schoß eine große Vielfalt von Leben hervor. So verwundert es nicht, dass unsere Vorfahrinnen in den Mooren mit ihren Ahninnen kommunizierten und dort sogar die Anderswelt repräsentiert sahen. Sowohl das Wort Binsenweisheit zeugt davon als auch die vielen Geschenke, die in den Museen als Opferstücke aus dem Moor präsentiert werden.
Die Opferstelle im Hechtmoor war ein Dorfheiligtum der im Eichenmischwald lebenden Angeln. Zerschlagene Tongefäße, Haselnüssen, Flachs und verschiedene Holzgeräte wurden der Göttin zu Ehren im Moor versenkt. Sicherlich gehörten zu diesen Ritualen auch fräudige Umzüge mit Tanz und Gebet. Oft wurden dabei auch Verbindungen zwischen den Familien geschlossen und sinnliche Begegnungen zwischen jungen Leuten angebahnt.
Auf der anderen Straßenseite liegt der Wegweiser zum Moor abgebrochen und kaum sichtbar im Gebüsch. Zum Glück wissen wir, wo es langgeht. Aber was sind das für seltsame Laute, die wir von weiter hinten vernehmen? Schafe? Im Moor? Einige Schritte weiter kommen wir an einem Bauernhaus mit einem großen Freigehege vorbei. Die verschiedensten Tiere schauen neugierig durch den Zaun: Schafe, Lamas, Hühner und Enten. Und die Besitzer bekommen wir auch gleich zu Gesicht. Sie haben sichtlich Spaß an ihrer Arbeit und fräuen sich über unser Staunen.
Nach den Weiden wird es feuchter. Am Eingang des Moores grüßt uns eine Hinweistafel. Wir lesen, dass das Hechtmoor als Hochmoor schon 1941 unter Naturschutz gestellt wurde und dass es früher in den Gewässern Hechte gab. Nun bewegen wir uns über einen Bohlenweg, der teilweise neu mit Rindenmulch bedeckt wurde, in das Innere des Gebietes.
Der Erlenbruchwald steht teilweise im Wasser. Wir vermuten,
dass es heute besonders hoch steht, da die jüngeren und älteren Bäume noch
nicht abgestorben sind. Immer mal wieder schauen dicke Grasbüschel oder nasses
Moos aus den kleineren Wasserflächen heraus. Hier und dort zeigt der Frühling das erste junge Grün. Es bietet sich uns ein abwechslungsreiches Bild, an dem wir uns nicht satt sehen können.
Obwohl der Wind das Wasser kräuselt, werden die dünnen und dicken Stämme
gespiegelt. Wir schauen genauer hin. Lange Blätter
bewegen sich unter der Wasseroberfläche. Sind es Schlingpflanzen?
Später kommen wir an großen Teichen vorbei. Hohes Gras wächst an seinen Ufern. Die Wiesen sind noch gelb vom Winter. Wir folgen dem Weg, der nun auf einem kleinen Damm von großen noch kahlen Bäumen gesäumt wird.
Immer mal wieder kommen wir an freien Wasserflächen vorbei. Das
erste junge Grün wächst an den Rändern. Der Großteil des
Moores begegnet uns jedoch im vergilbten Mantel des Vorjahres. Hohes Gras, Büsche, hier
und da Binsen und kahle Äste. Dann wieder entdecken wir Oasen neuen Lebens.
Moos und Algen wachsen fast schon leuchtend grün auf der Wasseroberfläche. Die ersten Knospen der tief hängenden Bäume brechen auf. Die ins Wasser gefallenen abgestorbenen Bäume
sehen mit ihrem Moos am Stamm bei bedecktem Himmel gänzlich grün aus.
Einige Tage später erkunden wir den Wald gegenüber mit den fünf Megalithbauten. Eine geschnitzte Eule schmückt den Eingang
zu den Wanderwegen. Unter den Buchen blühen die Buschwindröschen. Hier im Wald ist es deutlich
grüner als im Moor. Der Frühling lässt auch hier alle möglichen Pflanzen aus der Erde sprießen.
Wir müssen gar
nicht weit gehen, bis am Wanderweg das erste Schild auftaucht. Darauf steht geschrieben: „Langbett.
Archäologisches Denkmal“. Wir schauen intensiv im Wald herum, können aber nur einen Hügel entdecken, der in Frage kommt. Dies muss das gesuchte Langsteingrab sein. Leider gibt es hier nur wenig zu sehen.
Ungefähr einen Kilometer weiter finden wir das nächste Schild. Wir erfahren, dass im Rehbergholz mindestens 6 Grossteingräber gebaut wurden. Das Langbett Pinnesgrab ist am besten erhalten. Auf 35 Metern Länge und 10 Metern Breite ist der Erdhügel zwischen 80 cm und 1,30m hoch. Noch bis ins letzte Jahrtausend feierte hier die ortsansässige Bevölkerung ihre Feste.
Erwartungsvoll betreten wir den grünen Wald und werden nicht enttäuscht. Vor uns liegen die Reste des eindrucksvollen Riesenbettes. Die Einfassungssteine schauen mal mehr, mal weniger aus der Erde heraus. Sie neigen sich mal nach links und mal nach rechts und wirken ein bisschen wie schiefe Zähne. Wir grüssen sie alle und nehmen ihre Energie wahr. Ich umrunde das Riesenbett und streiche immer wieder mit der Hand über die moosbewachsenen Wächterinnen. Sie sind verschieden geformt und aus unterschiedlichem Gestein. Manche stehen aufrecht und wirken schlank, andere breiten sich weit aus, wieder andere versinken fast in der Erde. Die Sonne strahlt durch die leicht grünenden Bäume auf den Waldboden. Die Wächterinnen werfen lange Schatten auf das Laub des letzten Jahres. Dieser Ort strahlt eine derartige Ruhe aus, dass ich nach einiger Zeit schläfrig werde. Es lässt sich hier ganz hervorragend schlafen: intensive Träume mit eingeschlossen.
Daniela dankt dem Ort, indem sie Bucheckern in
Gesteinsmulden legt. Mir gefällt dieses Ritual: es ist ein schöner Abschied.
Auch auf das dritte Langbett weiter nördlich weist ein
Schild hin. Hier wachsen unter den lichten Bäumen besonders viele
Heidenröschen. Die Blüten
recken sich der tiefstehenden Sonne entgegen und bilden einen dichten Teppich.
Nach intensiver Suche finden wir einige moosbewachsene Steine inmitten einer
dichten Laubdecke. Sie fallen uns wegen ihres intensiven Grüns ins Auge. Die Steine liegen in einer annähernd geraden Linie. Wir gehen davon aus, dass dies die Reste des dritten Langbettes sind.
Auf den letzten Metern kommen wir an einem kleinen Moor vorbei. Einige Bäume sind abgestorben, andere stehen auf kleinen Hügeln inmitten des smaragdgrünen algenbedeckten Wassers. Gras wächst in dicken Büscheln auf kleinen Inseln aus Totholz. Der Himmel spiegelt sich im Moor. Viele kleine Frösche haben es sich im seichten Wasser gemütlich gemacht und geben ein lautes Konzert. Daniela schafft es sogar, einen der grünen Sänger aus der Nähe zu fotografieren. Wir hören und schauen zu. Ein schöner Abschluss unserer Entdeckungsreise.
Poppostein
Schon der Name weckt unsere Phantasie: Poppostein. Ob er wohl wie ein Hintern aussieht? Wir parken direkt an der Bundesstrasse. Ein Schild weist uns unmissverständlich den Weg. Auf den ersten Metern folgen wir dem Verlauf eines Baches. Die Wiesen am Wasser sind Anfang April schon grün, aber die Bäume sind noch ganz kahl. Nun biegt der Weg rechtwinklig in das Feld ab. In einer Wiese neben einem krumm gewachsenen Baum finden wir das Steinkammergrab. Dahinter erstreckt sich der noch kahle schwarze Acker.
Auf der Infotafel lesen wir, dass der Dolmen in der Jungsteinzeit gebaut
worden ist. Er soll von einem Erdhügel bedeckt gewesen sein. Der Sage nach habe
Bischof Poppo hier Heiden bekehrt. Die um die Anlage verteilten sechs
Grenzsteine tragen die Namenszeichen des damaligen Königs Friedrich VII. von
Dänemark.
Die fünf Tragsteine sind leicht nach innen geneigt. Jeweils zwei stehen sich auf der Längsseite gegenüber, ein weiterer Monolith schließt das Grab nach hinten ab. Ein kleiner Schwellenstein schaut am Eingang des Grabes aus der Erde. Rechts daneben steht versetzt ein weiterer großer Stein. In loser Verteilung liegen kleinere und größere Monolithen um das Grab herum. Da wir uns vom Süden nähern, sehen wir direkt in die Grabkammer.
Wir berühren die Monolithen des Poppostein und lassen die starke Ausstrahlung auf uns wirken. Dabei zählen wir 17 Schälchen auf der Oberseite des Decksteines. Uns fällt auf, dass er nur auf den hinteren Steinen aufliegt. Er fasst sich sehr angenehm an und fühlt sich trotz des relativ kalten Tages sehr warm an. Die Schälchen sind teilweise tief und ganz hell. Wir stellen uns vor, wie unsere Vorfahrinnen diese Mulden berührt und mit Gaben und kleinen Geschenken befüllt haben. Alle Felsen sind mit gelben Flechten überzogen, was ihnen eine mystische Wirkung verleiht.
Unter dem großen
Deckstein wächst eine Wildrose in trockener kahler Erde. Immer wieder haben wir
an alten Kultplätzen auch die Pflanzen der Göttin gefunden.
Wir laufen um das Steingrab herum. Der Dolmen sieht von jeder Seite immer wieder anders aus. Einmal erinnert er mich an eine große sitzende Katze, von hinten eher an eine Schildkröte mit eingezogenem Kopf. Jeder Stein hat seine eigene Färbung. Einer ist grau gefleckt, der andere eher gelblich grün, ein weiterer blassrosa.
Der krumm wachsende Baum neben dem Dolmen schiebt die ersten Blätter heraus. Das im Sommer hochwachsende Gras ist noch trocken und grau und bildet einen interessanten Kontrast zu dem Grün um den Stein und dem Schwarz des dahinterliegenden Ackers.
Daniela klettert auf den runden Deckstein und spürt die Energie aus der Tiefe der Erde. Währenddessen laufe ich langsam um den Dolmen herum und erspüre die Textur der einzelnen Steine. Wir verweilen sehr lange an diesem Platz. Hier spüren wir wieder einmal, wie die Göttin die Landschaft berührt. Schließlich verabschieden wir uns tief beschenkt von Mutter Natur.
Goosefeld / Lehmsiek
Der Dolmen von Lehmsiek steht auf einer kleinen Anhöhe inmitten eines Weizenfeldes. Wir können ihn schon von weitem im Vorbeifahren sehen. Um zum Dolmen zu gelangen, müssen wir das bereits bepflanzte Feld überqueren. Da wir das wachsende Getreide nicht beschädigen wollen, laufen wir vor allem in den Rillen, die durch die Saatmaschine entstanden sind. Die Fläche um das Megalithgrab wurde in diesem Jahr nicht bestellt. Stumpen von abgeernteten Mais aus dem Vorjahr umrahmen die Anlage. Sie sehen aus wie kleine Pfähle, die sich zum Dolmen neigen und auf ihn hinweisen. Im hinteren Teil der Ebene drehen sich gemächlich sieben Windräder.
Vor dem Eingang liegt ein Schwellenstein, der aus dem gleichen Material wie die Tragsteine besteht. Die Erde in der Kammer erscheint uns trocken und hart. Nichtdestotrotz hat sich hier ein kleiner Hollunderstrauch zu Ehren der Göttin Holle angesiedelt.
Ungefähr einen Kilometer entfernt befindet sich das Riesenbett von Goosefeld. Auf dem zugehöringe Schild lesen wir, dass in früheren Zeiten drei Grabkammern in dem von großen Monoliten eingefassten 41m langen und 7m breiten Erdbett lagen. Archäologinnen bargen Funde aus der Trichterbecherkultur (um 2500 v.u.Z.), z.B. einen Trichterbecher, insgesamt 13 Bernsteinperlen und zwei Flintbeile. Bei der Restaurierung wurden die Einfassungssteine teilweise wieder aufgerichtet: einer davon war sogar ein Schälchenstein.
Das Langbett selbst ist noch gut erkennbar. Die Einfassungssteine haben unterschiedliche
Formen und Größen. Teilweise sind größere Lücken zwischen den Steinen zu erkennen. Eventuell wurden Steine zum Bau der umliegenden Häuser abtransportiert. Wir laufen langsam die Länge des Riesenbettes ab. Die
Ausstrahlung der Anlage verändert sich mit der unterschiedlichen Höhe des Erdhügels und
mit dem Vorhandensein oder Fehlen der Randbefestigung.
Zwei der drei Grabkammern sind nur noch als Mulden zu erkennen. Der nordwestliche Urdolmen ist bis auf den Deckstein
vollständig erhalten. Er liegt am hinteren Ende des Erdhügels und ist mit seinen freiliegenden Steinen gut zu erkennen. In der Verlängerung dieser Achse wachsen ein paar Meter entfernt auffällig viele gespaltene Bäume. Diese sind oft an sehr energetischen Plätzen zu finden. Ich stelle mich in die Buchen, die fast einen Halbkreis bilden und fühle mich gut aufgehoben und beschützt.
Im Gebüsch neben dem Langbett liegen eine Menge Steine unterschiedlicher Größe herum. Wir fragen uns, ob sie Teil der ursprünglichen Anlage waren oder ob es sich um Steine vom naheliegenden Feld handelt, die beim Pflügen im Weg waren. Auch dem Ilex gefällt es hier und er wächst gern an diesem alten Platz.
Riesenbett von Waab-Karlsminde
Zwischen 3.500 und 2.800 v.u.Z. errichteten unsere Vorfahrinnen die Megalithanlage von Waab-Karlsminde. Die Bäuerinnen der Trichterbecherkultur erbauten zuerst den rechteckigen Dolmen. Den Eingang der 2,2 Meter breiten, 1,15 Meter langen und 1,35 Meter hohen Innenkammer richteten sie nach Süden aus. Der Fußboden wurde gepflastert und mit einem Lehmstrich überzogen. Zum Abschluss wurde das Megalithgrab in einen Hügel aus Erde eingebettet.
Zu einem späteren Zeitpunkt wurde das
Bauwerk zu einem Langbett umgeformt, das sich in Ost-West-Richtung erstreckt. Über
einhundert Monolithen von bis zu 2,5 Meter Höhe fassen das 57 Meter lange und
5,3 Meter breite Hünenbett ein. Unsere Vorfahrinnen errichteten zwei weitere
Dolmen links und rechts neben der ursprünglichen Kammer. Ihre beiden Eingänge öffnen
sich ebenfalls nach Süden.
Der westliche Dolmen ist leicht trapezoid, hat zwei Tragsteine je Längsseite, einen Schlussstein, einen halbhohen Schwellenstein und zwei Decksteine. Die Maße der Kammer betragen 2,1 Meter in der Breite, 1,4 Meter in der Länge und 1,1 Meter in der Höhe. Der östliche Dolmen ist nahezu quadratisch, hat sieben Tragsteine und einen großen Deckstein.
1976-78 untersuchten und restaurierten Archäologinnen die Megalithanlage von Waab-Karlsminde. Sie fanden u.a. Pfeilspitzen, Feuersteinmesser, Scherben eines Trichterbechers, Fragmente einer Bernsteinperle, mehrere Mahlsteine sowie Feuersteingeräte.
Das Großsteingrab ragt wie eine Insel aus einem Meer aus jungem Getreide hervor und ist schon von weitem zu sehen. Auf und neben dem Langbett stehen die hohen Bäume zumeist in Paaren, teilweise auch einzeln.
Wir umrunden langsam das Bauwerk und sind beeindruckt von der schnurgeraden langen Reihe der verschieden großen Monolithen. Rund, eckig, spitz, gewölbt, gezackt, bauchig, geglättet – sie alle haben unterschiedliche Formen und wollen in ihrer Eigenheit wahrgenommen und im Zusammenspiel mit ihren Schwestersteinen gewürdigt werden. Ihre Farben reichen von matt grau, schwarz schimmernd, rötlich braun, gelbgrün bis zu hellem Weiß. Die Zwischenräume sind mit Trockenmauern verfugt. Zu ihren Füßen wachsen blaue Leberblümchen, die die alten Steine hübsch schmücken. An den Ecken des Hünengrabes wurden besonders hohe und wuchtige Steine aufgestellt, die uns mit ihrer Präsenz beeindrucken.
Der Eingang des westlichen Dolmens ist so eng, dass wir die Kammer nicht betreten können. Uns fällt auf, dass nur wenige Lichtstrahlen in den Dolmen fallen.
Die mittlere Grabkammer ist besonders verlockend. Der Schwellenstein liegt auf halber Höhe, so dass wir etwas akrobatisches Geschick brauchen, um durch den schmalen Eingang zu kriechen. Innen können wir die zwei Tragsteine je Längsseite und den Abschlussstein gut sehen. Diese sind mit Mauerwerk und Lehm verfugt. In einer Ecke liegt ein Tierknochen. Hat hier eine Besucherin eine Gabe hinterlassen? Uns erscheint dies sehr passend. Wir spüren hier die Kräfte von Mutter Erde besonders intensiv und halten uns noch eine ganze Weile im Dunkeln auf.
Die östliche Kammer ist mit vielen runden und eckigen etwa handballgroßen Steinen befestigt. Ihr Deckstein hingegen ist wuchtig und unregelmäßig geformt. Die Kammer sieht von außen sehr dunkel aus. Als wir hineinkriechen stellen wir fest, dass die größeren Monolithen in ihrem Inneren sehr glatt sind. Trotz ihrer unterschiedlichen Größe wirkt die Kammer auf uns überaus symmetrisch.
Das Erdbett ist mit Gras bewachsen,
vereinzelt blühen weiße Buschwindröschen und gelbe Winterlinge. Der strahlend
blaue Himmel ist mit weißen Dunstwolken durchzogen. Die Frühlingssonne wirft
Schatten auf das saftige Grün. Wir setzen uns ins Gras und lassen die
Frühlingsluft in unsere Lungen strömen. Es fasziniert uns, dass dieses
großartige Bauwerk schon mehrere Jahrtausende überdauert hat. Hier fällt es
leicht, in andere Welten zu driften und zu träumen.
Doreen Doristochter